Mit der Modifizierung ihres Finanzkontrollsystems lockt die Europäische Fußball-Union (UEFA) Investoren in den Klub-Fußball. Harten Strafen kann künftig mit Selbstanzeigen vorgebeugt werden.
Mehr Investoren, weniger Pleiteklubs: Der europäische Dachverband UEFA hat sein Finanzkontrollsystem Financial Fair Play mit der Möglichkeit einer "Selbstanzeige" gehörig aufgeweicht und hofft auf (noch) mehr zahlungskräftige Geldgeber im Vereinsfußball. Harte Sanktionen fürchten müssen nur noch die, die hinter verschlossenen Türen mit Roten Zahlen jonglieren - alle anderen können Millionenstrafen und Transfersperren künftig vorbeugen.
"Die neuen Regeln sollen das finanzielle Fair Play erweitern und stärken", sagte Michel Platini, Präsident der Europäischen Fußball-Union (UEFA): "Das übergeordnete Ziel bleibt unverändert, und wir gehen von einer Zeit der Sparpolitik in eine Zeit über, in der wir mehr Möglichkeiten für nachhaltiges Wachstum und Entwicklung bieten können."
"Freiwillige Vereinbarung"
Im Kern sieht die neu geschaffene "freiwillige Vereinbarung", um welche die Klubs bei der UEFA bitten müssen, einen gemeinsamen Business Plan vor, der innerhalb von vier Jahren eingehalten werden muss.
"Es geht um die Situation, in der Klubs eine Umstrukturierung vorgenommen haben oder einen neuen Investor an Bord geholt haben, der im Geiste des Financial Fair Play investieren will", sagte UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino: "Diese Klubs können dann eine freiwillige Vereinbarung abschließen, die vorab durchgeführt wird. Dann gelten strenge Bedingungen, alle Summen müssen garantiert sein, damit ein Klub sich nicht zu stark verschuldet."
Bislang gilt der Grundsatz, dass die Vereine nicht mehr ausgeben dürfen als sie einnehmen, die erlaubten Differenzen waren in den vergangenen Berichtsperioden immer kleiner geworden. 23-mal hatte die UEFA teils mit harten Sanktionen eingegriffen, prominenteste "Finanzsünder" waren Manchester City und Paris St. Germain. Allerdings wurde das FFP immer wieder kritisiert.
In Belgien befasste sich sogar ein Gericht mit dem Thema, es blieb jedoch ohne wirkliches Ergebnis. Durch die Einschränkungen greife die UEFA unerlaubt in den freien Markt ein, so der Vorwurf, der meist von Spielerberatern kommt. Die UEFA aber sieht sich im Recht und ihre Regeln vollumfänglich mit dem der Europäischen Union (EU) vereinbar.
"Die Regeln zum finanziellen Fair Play sind ein sehr wichtiges Instrument für Klubs, um ihre wirtschaftliche Situation zu kontrollieren. Die überarbeitete Ausgabe entspricht den Grundsätzen vollkommen, entwickelt das System weiter und stärkt diese Grundsätze", sagte Bayern Münchens Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge in seiner Funktion als Chef der europäischen Klub-Vereinigung ECA: "Deshalb ruft die ECA die Klubs auf, das System des finanziellen Fair Plays weiterhin zu unterstützen und innerhalb des Rahmens der neuen Vorschriften zu wirtschaften."
Infantino führte als positives Beispiel für die Sanierung im Fußball Borussia Dortmund an. Die neuen Regeln würden "Investoren ermutigen, in den Fußball zu investieren", sagte Infantino: "Wir wollen gute Investoren. Wir wollen keine Leute, die viel versprechen. Das hatten wir in mehreren Fällen in mehreren Ländern. Und dann sind die Klubs bankrott gegangen. Wir müssen auf die Stärke von FFP bauen und Investment weiter möglich machen."