Als Fatma Samoura von ihrem Antrittsbesuch beim DFB nach Hause reiste, hatte die FIFA-Generalsekretärin neben einem Trikot des Weltmeisters auch ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk für ihren Boss Gianni Infantino im Gepäck: Der DFB hat seinen grundsätzlichen Widerstand gegen die "Mega-WM" des Weltverbandes mit 40 oder sogar 48 Teilnehmern relativiert und will dem Aufstockungsplan von FIFA-Präsident Infantino unter bestimmten Bedingungen nicht mehr im Wege stehen.
"Ich habe hinterlegt, dass ich dafür bin - wenn denn schon an dieser Stelle eine Erweiterung geplant ist - zumindest keine zusätzliche Belastung für die Spieler vorzunehmen", sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel nach einem Gespräch mit Samoura in Frankfurt/Main: "Das heißt, es darf keine zusätzliche Zahl an Spielen während des Turniers geben und auch die Länge des Turniers darf nicht weiter ausgedehnt werden."
Samoura hatte während ihres ersten Besuches in der DFB-Zentrale ordentlich Werbung für das Vorhaben Infantinos gemacht. "Das war das erste Thema, über das wir gesprochen haben", sagte die Senegalesin , die sich im Anschluss bei strömendem Regen das Training des siebenmaligen Frauenmeisters 1. FFC Frankfurt anschaute: "Wir tun viel dafür, damit die Aufstockung der WM-Teilnehmer auch von den großen Fußballnationen begrüßt wird."
Nun nannte Grindel die Voraussetzungen dafür. Zuvor hatte sich beispielsweise Bundestrainer Joachim Löw gegen die Aufstockung ausgesprochen. Der Weltmeister-Coach argumentierte mit der sinkenden Qualität bei noch mehr Teilnehmern. Sollten mehr Teams teilnehmen, sollten sie seiner Meinung nach vor dem eigentlichen Turnier aufeinandertreffen.
"Werden Qualität nicht verwässern"
"Wie ich gehört habe, gäbe es eine Vorqualifikation und so für einige kleine Nationen die Chance dabei zu sein. Das Turnier selbst sollte aber nicht länger dauern, es sollten nicht mehr Spiele sein und die Teilnehmerzahl bei 32 Mannschaften bleiben", sagte Löw dem ZDF.
Samoura sieht in einer höhreren Teilnehmerzahl keine Gefahr: "Wir werden die Qualität nicht verwässern", sagte sie und nannte die EURO 2016 in Frankreich, bei der erstmals 24 Nationen am Start waren, als positives Beispiel.
Wie zuvor Infantino bei etlichen Gelegenheiten führte Samoura aus, dass mehr WM-Plätze den kleinen Nationen innerhalb des Weltverband enorm helfen würden. "Für diese Länder ist die WM-Teilnahme ein wahres Fest", sagte Samoura. Sie teilte Grindels Ansicht, dass es nicht noch mehr Spiele für die einzelnen Länder geben darf.
Drei mögliche Varianten diskutiert
Derzeit starten 32 Mannschaften bei der Weltmeisterschaft. Die Aufstockung - wahrscheinlich ab der WM 2026 - soll während der nächsten Sitzung des FIFA-Council am 9. und 10. Januar in Zürich beschlossen werden. Ein deutscher Vertreter sitzt dann aufgrund der Ethik-Sperre gegen den früheren DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach nicht mit am Tisch. Dass Infantinos Vorstoß abgelehnt wird, ist derzeit so gut wie ausgeschlossen.
Zuletzt waren drei mögliche Varianten diskutiert worden. Eine WM mit 40 Teams hatte Infantino bereits während seines Wahlkampfes versprochen - und sich damit wohl viele Stimmen aus den kleinen FIFA-Ländern gesichert. Dann schlug der Schweizer ein Turnier mit 48 Teilnehmern vor.
Dieses könnte entweder mit einer Vorqualifikation mit 16 Play-off-Spielen vor dem eigentlichen Turnierstart oder mit 16 Dreiergruppen organisiert werden. So würde die Anzahl der Spiele pro Mannschaft nicht zwangsweise steigen. Allerdings würde das Turnier als solches dann noch weiter wachsen. Aus den ohnehin schon 64 Spielen würden dann 80 werden, der Terminplan wäre noch voller.
Wenn die WM wächst, würde deshalb wohl der Kreis der möglichen WM-Ausrichter weiter schrumpfen. Die logistischen Herausforderungen könnten Stand heute nur wenige Länder bewältigen - Deutschland gehört aber zu diesem kleinen Kreis.