Andrea Petkovic hat es getan, Angelique Kerber auch und Sabine Lisicki sowieso. Literweise Eiswasser gossen sich Deutschlands beste Tennisspielerinnen zuletzt über den Kopf.
Ein nasskaltes Ritual, das nicht der Regeneration dient wie Mertesackers Eistonne, das aber durchaus sinnstiftend für den Show Down im Big Apple sein kann. Bei den US Open in New York heißt es für das Fed-Cup-Trio: kühlen Kopf bewahren.
Für all diejenigen, die in den vergangenen Wochen am Ende der Welt in Urlaub waren, in der neuen Wohnung auf den Internetanschluss warten, oder sich nicht für das Leben in sozialen Netzwerken interessieren: Bei der Ice-Bucket-Challenge handelt es sich um ein Internetphänomen, ursprünglich gedacht, um Spendengelder für die Erforschung der Nervenkrankheit ALS zu generieren. Die gesamte (Netz-)Welt nimmt daran teil, da dürfen auch die Mädels aus dem Team von Bundestrainerin Barbara Rittner nicht fehlen.
Spaß scheint die kalte Dusche ja zu machen, wenn man sieht, wie Petkovic gluckst, Lisicki gibbelt und Kerber lacht. Spaß an der Arbeit hatte das Trio in der Vorbereitung auf das letzte Grand-Slam-Turnier des Jahres jedoch nicht immer. Nach durchwachsenen Resultaten auf den nordamerikanischen Hartplätzen zählt keine deutsche Spielerin zum Favoritenkreis in Flushing Meadows.
Höhen und Tiefen
Vor allem Petkovic, Halbfinalistin der French Open, haderte derart mit sich, dass selbst Trainerin Rittner "etwas besorgt" war. "Petko zweifelt ja oft", sagte die Fed-Cup-Chefin dem SID: "Dabei lief bisher doch alles super." Eine Viruserkrankung führte zur Turnierabsage in Montreal und zum Erstrundenaus in Cincinnati. Hitzkopf Petkovic vergoss Tränen, die erst in New Haven wieder getrocknet waren.Besser in Form ist Angelique Kerber, die vor drei Jahren mit dem Halbfinaleinzug in New York ihren Durchbruch gefeiert hatte. "Natürlich steckt das noch in ihr drin", sagte Rittner. Will Kerber in New York erneut überraschen, muss sie ihre Chancen eiskalt nutzen. In Stanford gab die deutsche Nummer eins gegen Serena Williams eine 5:1-Führung aus der Hand und verlor das Finale in zwei Sätzen.
Und Sabine Lisicki? Die jüngsten Erfolge der hoch veranlagten Berlinerin sind überschaubar, immerhin wähnt Rittner die Weltranglisten-27. "auf dem richtigen Weg. Sie kann wieder Matches über die volle Distanz gewinnen. Das gibt ihr Selbstvertrauen." Lisicki sei für Überraschungen gut, sagt Rittner. Sowohl für die positiven, als auch für die negativen, möchte man hinzufügen. Ein Grand-Slam-Titel ist für die Wimbledonfinalistin von 2013 derzeit jedenfalls weit entfernt.
Als Steffi Graf als letzte Deutsche vor 18 Jahren die US Open gewann, gab es noch kein Facebook, kein Twitter und auch keine Einladungen, sich Eiswasser über den Kopf zu kippen. Angelique Kerber hat ihr Idol nominiert, "wir warten gespannt, ob Steffi mitmacht", sagte Rittner. Ähnlich gespannt wie auf den nächsten deutschen Triumph im Big Apple.