Die Fans von Borussia Mönchengladbach sind sauer. Gut 300 Kilometer müssen die reiselustigen Anhänger am Samstag zum Auswärtsspiel in Hannover absolvieren, viele haben ein Bahnticket gekauft, doch nun droht wegen des Streiks der Gewerkschaft der Lokführer (GDL) ein Chaos. Ein Problem, mit dem die "Fohlen" nicht alleine sind: Mehr als 100.000 Fußball-Fans nutzen jedes Wochenende die Bahn - und stehen nun vor einem großen Problem.
"Gerade in der Borussia-Fanszene gibt es viele Tausend Bahnfahrer. Wir haben schon Sorge, dass alle pünktlich zum Spiel kommen", teilten die Fanbeauftragten der Gladbacher dem SID mit und forderten ein schnelles "Machtwort" der Politik: "Ansonsten finden wir uns bald im totalen Chaos wieder, wenn jede kleine Berufsgruppe ganz Deutschland lahm legen kann."
Doch genau das droht am Wochenende. In vielen Bundesländern beginnen oder enden zudem die Herbstferien, an den Bahnhöfen und auf den Autobahnen dürfte es voll werden. Mittendrin: Bremer auf dem langen Weg nach München, Augsburger auf dem Weg nach Mainz, Berliner auf dem Weg nach Gelsenkirchen.
"Fußball eine verbindede Sportart"
Die GDL bedauert nach eigener Aussage die Unannehmlichkeiten. "Gerade auch, weil Fußball eine verbindende Sportart ist", teilte die GDL auf SID-Anfrage mit, warb aber um Verständnis: "Unsere Kollegen müssen klar machen, dass sie sich vom Arbeitgeber nicht ihrer Tarifmacht berauben lassen und ihre berechtigten Forderungen in Verhandlungen zur Sprache bringen wollen. Das geht leider nur mit Streiks."
Gestrichen wurde auch die Mehrzahl der Fan-Sonderzüge, für die es laut GDL "keine Sondervereinbarungen" gibt. "Die An- und Abreise der Fans zu den Stadien kann durch die DB nicht sichergestellt werden", teilte die Bahn mit. Glück haben wohl die Fans von Hertha BSC, deren Trikotsponsor pikanterweise die Bahn ist. "Herthas Fanzug fährt definitiv", teilten die Berliner mit.
Keine Entlastung für Hannover-Gladbach
Auch die Bahn relativierte auf SID-Anfrage ihre getätigte Aussage, wonach "alle" Sonderverkehre betroffen seien. "Wir versuchen, Lokführer zu organisieren. Für den Hertha-Zug sieht es gut aus", sagte ein Sprecher. Der Entlastungszug für Gladbach-Fans nach Hannover wurde dagegen nach langem Hin und Her am Nachmittag gestrichen.
Auf den Straßen dürfte es somit voll werden. Mehr als 700 Kilometer müssen die Fans von Werder Bremen absolvieren, erwartet werden in München etwa 6500 Anhänger der Grün-Weißen. "Viele unserer Fans aus dem Norden fahren mit Bussen oder Kleinbussen, weil die Zugfahrt sehr lang und recht teuer ist", sagte Julia Ebert, Leiterin der Abteilung Fan- und Mitgliederbetreuung bei Werder Bremen dem SID: "Wir haben aber auch viele Anhänger im Süden oder Osten, die wahrscheinlich auf Züge angewiesen sind", ergänzte Ebert: "Da könnte es natürlich eng werden."
Mit dem Paddelboot zum Sieg
In ganz Deutschland werden daher viele Fans wohl auf Nummer sicher gehen und auf das Auto umsteigen. Doch dort drohen, nicht zuletzt wegen der Ferien, lange Staus. "Wir können die Leute nur dazu aufrufen, sehr frühzeitig loszufahren und genug Zeit einzuplanen", sagte Ebert.
Immerhin: Einige Anhänger nahmen das zu erwartende Chaos mit Humor, so etwa der Gladbacher Fanklub "Block B" aus Berlin. "Hannover, wir kommen trotzdem", twitterten die VfL-Fans am Freitag und brachten Alternativen zur Bahn ins Spiel: "Wir haben uns aufgeteilt auf Mopeds, Rikschas, Paddelboot und Co. Auswärtssieg!"