Der frühere FIFA-Präsident Joseph S. Blatter rechnet weiterhin mit der Aufhebung seiner Sechs-Jahres-Sperre durch den Internationalen Sportgerichtshof CAS. "Ich habe nichts anderes in der Hinterhand, als dass weder Michel Platini noch ich Lügner sind", sagte der Schweizer im SID-Interview: "Man hat uns als Lügner dargestellt. Und das sind wir ganz sicher nicht."
Zusammen mit UEFA-Präsident Platini war Blatter Ende 2015 von der Ethikkommission des Fußball-Weltverbands gesperrt worden. Es geht um eine Zahlung in Höhe von 1,8 Millionen Euro von der FIFA an Platini aus dem Jahr 2011. Blatter und Platini argumentieren mit einem gültigen mündlichen Vertrag, die FIFA-Richter sehen das anders.
"Wir sind Menschen, die viel geleistet haben - und wenn man viel leistet, macht man Fehler und es geschehen Irrtümer. Aber auf alle Fälle: Was Finanzen anbelangt, kann man mir nichts und konnte man mir nie etwas vorwerfen", sagte Blatter: "Dass ich etwas Falsches mit Geld gemacht habe, kann man mir nicht vorwerfen."
Sowohl die Ethikkommission als auch die FIFA-Berufungskommission fanden nicht ausreichend Beweise, um die Zahlung als Bestechungsgeld einzuordnen, beiden werden aber andere Verstöße gegen den Ethikcode vorgeworfen. "Beide Kommissionen der FIFA haben gesagt, es war keine Korruption. Und die Sperren wurden reduziert (von acht auf sechs Jahre, d. Red.) - was heißt denn das?", fragte Blatter: "Das heißt, dass die Berufungskommission nicht sicher war, ob die Anklage überhaupt stimmt. Ich bin überzeugt, dass sich das in zwei Monaten alles erledigen wird."
Eine Entscheidung des CAS wird innerhalb der nächsten Wochen erwartet. Platini hatte für sich ein beschleunigtes Verfahren beantragt, weil er vor der EURO 2016 (10. Juni bis 10. Juli) in seinem Heimatland wieder in sein Amt zurückkehren will.
Rückkehr zur FIFA ausgeschlossen
Blatter selbst plant auch im Falle der Aufhebung seiner Sechs-Jahres-Sperre keine Rückkehr zum Fußball-Weltverband. "In den organisierten Fußball komme ich nicht zurück. Aber wenn man 41 Jahre seines Lebens im Fußball und in der FIFA verbringt, kann man ja nicht auf einmal mit dem Fußball aufhören."
Dafür sei ihm der Sport "viel zu wichtig geworden." Am 26. Februar endete die Ära Blatter beim Weltverband mit der Wahl von dessen Nachfolger Gianni Infantino. "Wenn man den Fußball richtig lebt, dann ist Fußball eine Schule des Lebens, er bringt Emotionen und Hoffnung in diese zerrüttete Welt."
Durch die Infantino-Wahl sei eine "große Last" von ihm gefallen, sagte Blatter: "Ich bin sehr locker geworden. Die letzten Monate waren nicht sehr schön, aber es gab immer ein Licht. Ich habe eine Zielsetzung. Ich werde das noch beweisen können, dass man mir Unrecht getan hat."
"Nicht eingespannt" in deutsche Millionenzahlung
In die dubiose deutsche Millionenzahlung im Jahr 2002 nach Katar sei er nicht involviert gewesen. "Ich auf alle Fälle nicht. Ich bin nicht eingespannt gewesen", betonte er.
Warum das Organisationskomitee vor 14 Jahren zehn Millionen Schweizer Franken über die Umwege eines Kontos von Franz Beckenbauer mutmaßlich in Richtung des Skandal-Funktionärs Mohamed bin Hammam überwiesen hat, bleibt damit weiter offen. "Ich weiß es nicht", sagte Blatter mit Blick auf den Untersuchungsbericht der Wirtschaftskanzlei Freshfield, der am vergangenen Freitag vorgestellt worden war.
In der Version der damals Verantwortlichen um WM-OK-Chef Beckenbauer dienten die umgerechnet 6,7 Millionen Euro als Vorleistung, damit der Deutsche Fußball-Bund (DFB) vom Weltverband FIFA einen Zuschuss in Höhe von 170 Millionen Euro bekommt. Überwiesen wurde aber an eine Firma in Katar, nicht an die FIFA.
Weil am Ende Robert Louis-Dreyfus das Geld vorgestreckt hatte, erfolgte 2005 eine allerdings absichtlich falsch deklarierte Rückzahlung an den inzwischen verstorbenen Ex-Boss des Sportartikelherstellers adidas über den Umweg der FIFA. Von diesem Vorgang hatte Blatter Kenntnis. Er wolle nun zur Aufklärung beitragen.
"Ich wurde während der Untersuchung angefragt, aber ich war als gewählter Präsident suspendiert - deshalb habe ich damals beschlossen, mich nicht zu äußern. Wenn sie jetzt auf mich zukommen und mir Fragen stellen, werde ich Antworten geben."