Die deutschen Europameisterinnen gehen als haushoher Favorit in das WM-Qualifikationsspiel in Slowenien. Schon seinen erklärt stärksten Gegner Russland hatte das Team von Bundestrainerin Silvia Neid 9:0 besiegt.
Als Silvia Neid am Donnerstagabend den riesigen Blumenstrauß für die Erfolge ihrer Nationalmannschaft entgegennahm, schwelgte die Bundestrainerin noch einmal in seligen Erinnerungen. "Die Spielerinnen haben gemerkt, dass sie viel bewegen können. Sie wollten Geschichte schreiben - und das haben sie geschafft", sagte die 49-Jährige.
Nach der feierlichen Ehrung der Europameisterinnen im Rahmen des DFB-Bundestags in Nürnberg wartet am Samstag aber schon wieder der graue Alltag der WM-Qualifikation. Der Fokus, betonte Neid, liegt ab sofort auf der Partie in Slowenien am Samstag. "Die EM im Sommer war eine schöne Zeit, an die wir gerne zurückdenken", sagte Neid, die im Januar vom Weltverband FIFA als Frauenfußball-Trainerin des Jahres ausgezeichnet werden könnte: "Jetzt müssen wir den Schalter wieder umlegen."
Beim 9:0 zum Auftakt gegen Russland, den vermeintlich stärksten Gruppengegner, gelang das beeindruckend - viel weniger als ein erneuter Kantersieg in Koper wäre deshalb eine Überraschung. Auch, wenn Neid sich alle Mühe gibt, vor Nachlässigkeiten zu warnen. Slowenien und auch Kroatien, das die Nationalmannschaft am Mittwoch in Frankfurt/Main erwartet, seien zwei "Gegner, die sich in die eigene Hälfte zurückziehen und die von ihrer Zweikampfstärke leben", sagte Neid: "Die werden ein Bollwerk um den eigenen 16er aufbauen." Nach intensivem Video-Studium werde die DFB-Elf "beiden Teams mit Respekt gegenübertreten", versicherte Neid: "Natürlich wollen wir sechs Punkte aus den beiden Spielen."
Reisestrapazen für Angerer
Dabei helfen wird aller Voraussicht nach auch Neu-Australierin Nadine Angerer, die wie ihre Teamkollegin Lena Goeßling auf die Auszeichnung als Weltfußballerin des Jahres hoffen darf. "Wenn es ihr nach den Strapazen gut geht, dann wird Nadine auch spielen", sagte Neid über die EM-Heldin, die im Finale gegen Norwegen (1:0) mit zwei parierten Elfmetern Geschichte geschrieben hatte und im Anschluss zu Europas bester Spielerin gewählt wurde.
Allerdings schloss Neid nicht aus, dass Angerer bei den letzten WM-Qualifikationsspielen in diesem Jahr in der Slowakei (23. November) und in Kroatien (27. November) fehlen wird. "Wir werden uns darüber unterhalten, wie Nadine die Reisestrapazen verkraftet", erklärte Neid: "Wenn es zu anstregend ist, wird sie im November nicht kommen."
Definitiv verzichten muss Neid auf Nadine Keßler und Isabelle Linden. Die 25-jährige Keßler vom Triple-Gewinner VfL Wolfsburg laboriert derzeit noch an einer Innenbanddehnung und einer Kapselzerrung im rechten Knie. Allerdings besteht Hoffnung, dass die Mittelfeldspielerin im zweiten Spiel zur Verfügung steht. "Wenn Nadine guter Dinge ist, kann sie danach dazukommen. Das müssen die Ärzte und Physios entscheiden. Man wird sehen", sagte Neid.