Ausgerechnet Deutschlands jüngste Athletin hat bei den Skeleton-Weltmeisterschaften in Winterberg für das ersehnte Edelmetall gesorgt. Lokalmatadorin Jacqueline Lölling von der RSG Hochsauerland fuhr am Samstag vor heimischem Publikum völlig überraschend zu Silber. Die 20-Jährige ist damit die zweitjüngste Medaillengewinnerin in der WM-Geschichte - und steigt in einer Saison des Umbruchs zur deutschen Hoffnungsträgerin auf.
Den Sieg sicherte sich wie erwartet erstmals die britische Olympiasiegerin Lizzy Yarnold, Bronze ging an die Kanadierin Elisabeth Vathje (Kanada). Lölling hatte nach vier Läufen trotz erheblicher Startschwächen "nur" 0,67 Sekunden Rückstand auf Yarnold. Die Gesamtweltcup-Dritte Tina Hermann (23/Königssee) setzte mit Rang fünf ein weiteres Ausrufezeichen für den jungen deutschen Kader.
"Das ist der Wahnsinn. Ich war vor dem letzten Lauf schon sehr nervös da oben, aber dann habe ich es einfach nur genossen", sagte Lölling im ZDF, "mit Silber hätte ich nie gerechnet. Ich weiß nicht, was ich sagen soll." Nur die Kanadierin Melissa Hollingsworth war bei ihrem Silbergewinn 2000 in Igls mit damals 19 Jahren noch jünger als die Deutsche.
"Auf anderen Bahnen wird das schwer"
Bundestrainer Jens Müller freute sich mit seiner Medaillengewinnerin: "Das hat sie super gemacht. Sie ist gut in Form, ein bisschen hatte ich auf ein gutes Abschneiden gehofft." Müller weiß aber auch um die Schwächen seiner neuen "Vorfahrerin": "Fahrerisch ist sie top, aber beim Start ist sie so weit weg. Das ist normalerweise kaum aufzuholen. Auf ihrer Heimbahn ist ihr das geglückt, auf anderen Bahnen wird das schwer." Gegenüber Yarnold lag Lölling mit ihren vier Startzeiten summiert 0,89 Sekunden hinter der neuer Weltmeisterin, auf der Bahn war sie jedoch schneller.Für die frühere Weltmeisterin Anja Huber-Selbach (Berchtesgaden) bildete die WM einen sportlich unbefriedigenden Abschluss der Karriere. Die Olympiadritte von 2010 wurde mit 2,74 Sekunden Rückstand auf Yarnold nur 14. Die Heim-Titelkämpfe bilden das Ende ihrer erfolgreichen Laufbahn, in der die 31-Jährige den Skeletonsport in Deutschland mitgeprägt hat. Sophia Griebel (24/Suhl) platzierte sich am Samstag noch vor Huber-Selbach auf Rang zwölf.
"Auf Olympia 2018 hinarbeiten"
Das gute Ergebnis der jungen Starterinnen ist eine Bestätigung für den Kurs des Bob- und Schlittenverbandes für Deutschland (BSD). Nach den schwachen Ergebnissen der vergangenen Jahre wurde bereits alles auf die Winterspiele 2018 in Pyeongchang/Südkorea ausgerichtet, die Jugend erhielt ihre Chance und nutzte sie auf beeindruckende Weise.Auch die Männer hatten sich am Donnerstag und Freitag gut geschlagen, das Podest letztlich allerdings deutlich verpasst. Der 22-jährige Christopher Grotheer (Oberhof) belegte den fünften Rang direkt vor Axel Jungk (24/Riesa). Top-Favorit Martins Dukurs (Lettland) fuhr souverän zu seinem dritten WM-Titel vor Olympiasieger Alexander Tretjakow (Russland) und seinem Bruder Tomass Dukurs.
"Das Ziel ist aber, auf Olympia 2018 hinzuarbeiten, und da haben wir mit dieser Saison einen guten Anfang gemacht", sagte Jungk, der in seinem Debütjahr gleich Dritter des Gesamtweltcups geworden war.