Einen schöneren Abschluss hätte sich Martin Kaymer wohl kaum vorstellen können. Nicht etwa der fantastische Chip auf Loch 16 des PGA Centenary Course in Gleneagles zauberte zu später Stunde noch ein Lächeln auf das Gesicht des deutschen Golfstars, auch nicht der Ryder-Cup-Hattrick mit dem europäischen Team, sondern ein schwarz-rot-goldenes Jacket. "Da muss ich jetzt nur noch reinwachsen", scherzte Kaymer über das etwas zu groß geratene Geschenk.
Das Kleidungsstück, das er unter der Woche bei drei Fans aus der Heimat entdeckt und danach via Twitter gefragt hatte, wo man es denn herbekommen könne, war allerdings nicht der einzige Grund für seine gute Laune. "Ich habe im Einzel sehr gut gespielt, so wie ich normalerweise spiele", sagte der US-Open-Champion. Die Leistungen am Freitag und Samstag seien zwar "auch ganz okay" gewesen - für einen zweimaligen Major-Gewinner, jetzt dreimaligen Ryder-Cup-Sieger und ehemaligen Weltranglistenersten aber eben nicht das persönlich Erhoffte.
Kaymer am Schlusstag in Bestform
Dass Kaymer dann pünktlich zum Showdown am Sonntag gegen Masters-Sieger Bubba Watson (USA) zur Bestform auflief, entschädigte für den einen oder anderen missratenen Schlag an diesem Wochenende. "Insgesamt war es eine tolle Woche. Ich hatte superviel Spaß" berichtete Kaymer - und plauderte mit Blick auf die anstehende Partynacht offenherzig aus dem Nähkästchen. "Es wird nicht ein bisschen, sondern extrem gefeiert. Es ist dann auch sehr interessant zu sehen, wie manche Leute aus sich rausgehen", verriet Kaymer, der im Engländer Lee Westwood den europäischen "Partyhengst" ausmachte.
Kaymer: "Moment, den man genießen muss"
Vor dem ersten Abschlag hatte der Deutsche zur Freude der Fans noch ein kleines Tänzchen hingelegt. Als es auf dem Kurs still wurde, forderte Kaymer die 45.000 Zuschauer sogar zu mehr Unterstützung auf - lautstarke "Europe, Europe"-Gesänge waren die Folge. "Das war ein Moment, den man genießen muss. Wer weiß, wie oft ich noch einen Ryder Cup spielen werde", sagte Kaymer.
Ein bisschen sah er sich in diesen Momenten auch als Botschafter. 2022 nämlich will Deutschland den wichtigsten Wettkampf im Golfsport austragen. "Und man soll einfach sehen, wie geil der Ryder Cup ist", sagte Kaymer.
Dass seine Sportart nach der erfolgreichen Ära von Bernhard Langer in der Bundesrepublik wieder auf breiteres Interesse stößt, liegt vor allem an Kaymers Erfolgen. "Ich denke, wir haben in Deutschland einen super Sportsommer gehabt", meinte er: "Wenn man nur Golf und Fußball betrachtet, haben wir richtig abgesahnt."