DOSB-Präsident Alfons Hörmann (55) sieht in der Glaubwürdigkeitskrise des Weltsports auch eine Chance. "Jeder muss in seinem Verantwortungsbereich die Weichen neu stellen, auch wir national. Wir müssen die Werte des Sports wieder mehr in den Vordergrund rücken", sagte Hörmann dem SIDam Rande der Olympischen Jugend-Spiele in Lillehammer.
Den Status quo sieht der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) nüchtern: "Der Weltsport ist in bestimmten Themen in einer Glaubwürdigkeitskrise der besonderen Art angekommen, das lässt sich leider so festhalten."
Am jüngsten Skandal in der chinesischen Leichtathletik zeigte Hörmann aber auch Potenziale auf. "Ich empfinde das nicht als Rückschlag, sondern als weiteren wichtigen Schritt zu Klärung. Der Domino-Effekt in der Aufklärung ist dadurch klar erkennbar, und das würde ich positiv sehen", sagte er: "Die Dinge kommen nun ins Rollen, und mit jeder Veröffentlichung wird das Bild klarer. Es wird auch deutlich erkennbar, an welchen Stellen die Weichen für die Zukunft noch mal neu gestellt werden müssen."
Die ehemalige Weltklasse-Langstreckenläuferin Wang Junxia hat zuletzt offenbar erstmals jahrelanges systematisches Doping in Chinas Leichtathletik-Nationalteam eingestanden. Gemeinsam mit ihren Teamkolleginnen, die Anfang der Neunziger Jahre mit unwirklichen Fabelzeiten für Aufsehen gesorgt hatten, erhob die Weltrekordhalterin über 3000 und 10.000 Meter in einem vom chinesischen Sport-Magazin Tencent Sports veröffentlichten Schreiben aus dem Jahr 1995 schwere Vorwürfe gegen den berüchtigten Läuferinnen-Trainer Ma Junren. Die Echtheit des Dokuments wird derzeit überprüft.