Dirk Nowitzki steht wieder auf der ganz großen Bühne. Das ist für das deutsche Basketball-Idol erst einmal das Wichtigste, auch wenn sich seine Zuversicht in Grenzen hält. "Sie sind definitiv der Favorit, so viel ist klar", sagte der Star der Dallas Mavericks mit Blick auf den Play-off-Auftakt in der NBA gegen die San Antonio Spurs: "Aber wir werden uns wehren und sehen, was passiert."
Schwieriger hätte die Aufgabe kaum sein können. Aber die Mavericks sind selbst daran schuld, dass ab Sonntag (19.00 Uhr) in der best-of-seven-Serie das beste Team der Hauptrunde wartet. Durch ein 105:106 nach Verlängerung bei den Memphis Grizzlies verlor Dallas am letzten Spieltag seinen siebten Platz im Westen noch an den Gastgeber, der es nun anstelle der Mavs mit Oklahoma City Thunder (2.) zu tun bekommt. Fraglos auch ein schwerer Brocken.
Nowitzki bester Werfer
"Es ist einfach nicht für uns gelaufen", sagte der enttäuschte Nowitzki, mit 30 Punkten bester Werfer des Spiels. Wieder hatte der Champion von 2011 ein enges Spiel verloren, wieder nach den zusätzlichen fünf Minuten. Nur einmal setzte sich Dallas bei sechs Chancen in der Overtime durch. Um die Nervenstärke könnte es besser bestellt sein.Viel wird im Achtelfinale, das für den Tabellenachten mit zwei Spielen im nur 440 Kilometer entfernten San Antonio beginnt, von Nowitzki abhängen. Im Gegensatz zum verkorksten Vorjahr, als der 35-Jährige nach Verletzungsproblemen nur langsam in Schwung gekommen war und Dallas als Spätfolge die K.o.-Runde verpasst hatte, präsentierte sich der zwölfmalige Allstar solide wie in alten Zeiten. 80 von 82 Spielen absolvierte der Forward (Schnitt: 21,7 Punkte). Sein Knie macht keine Probleme mehr, "gesundheitlich habe ich sehr gut durchgehalten", sagte der 35-Jährige.
Dallas verbreitet keine Angst
Auch insgesamt haben sich Nowitzki und seine Mavericks bisher ordentlich präsentiert. Der Spanier Jose Calderon und Monta Ellis sind die erhofften Verstärkungen, Angst verbreitet Dallas in der Liga aber weiterhin nicht. Es wäre eine dicke Überraschung, sollte der selbst ernannte Außenseiter den Spurs um die Altstars Tim Duncan und Manu Ginobili sowie Frankreichs Europameister Tony Parker ein Bein stellen.Titelträume sind in Dallas natürlich dennoch erlaubt, auch wenn sie unrealistisch sind. Dafür haben die Mavericks in der langen Saison "mit vielen Aufs und Abs" (Nowitzki) gekämpft. Es geht um die Chance. "Es fühlt sich gut an, wieder beim Tanz der Großen dabei zu sein", hatte der Würzburger erleichtert erklärt, als die Play-off-Teilnahme nach dem vorletzten Spiel endlich feststand. "Dort wollen alle sein - auf der großen Bühne."
Positiv Bilanz der Mavs
Die Bilanz gegen die Spurs ist nicht einmal schlecht. Zum sechsten Mal kommt es in den Play-offs zum Texas-Duell. Dreimal (2001, 2003, 2010) behielten Duncan und Co. die Oberhand, zweimal die Mavericks (2006, 2009). Doch die Rollenverteilung war selten so klar wie in den bevorstehenden Aufeinandertreffen. In der laufenden Saison zog Dallas in allen vier Vergleichen den Kürzeren."Die Hoffnung stirbt zuletzt", sagt Nowitzki dennoch, "es wird jetzt einfach Zeit, dass wir sie mal wieder schlagen." Zweimal müssen die Mavs zunächst auswärts anreten, "wir hoffen, dass wir sie ärgern und von den ersten beiden Spielen gleich eines stehlen können."
Beeindruckende 62 Spiele hat der viermalige Meister San Antonio (62:20) bislang jedoch gewonnen, acht mehr als Titelverteidiger Miami Heat (54:28), der die Mannschaft von Spurs-Trainer und Nowitzki-Verehrer Gregg Popovich im Finale des Vorjahres erst im siebten und letzten Spiel in die Knie gezwungen hatte. "Sie sind ein großartiges Team", weiß Nowitzki, dessen Vertrag ausläuft. In Ehrfurcht erstarren wird der ehemals wertvollste Spieler der Liga aber kaum.