Europameister Dimitrij Ovtcharov und die Weltcup-Dritte Petrissa Solja haben den deutschen Tischtennis-Assen nach der WM-Pleite des Herren-Teams bei den Qatar Open in Doha wichtige Erfolgserlebnisse verschafft.
Ovtcharov schickte im Viertelfinale durch sein überraschendes 4:1 gegen Chinas Olympiasieger Zhang Jike vor den Sommerspielen in Rio de Janeiro eine Kampfansage an die Weltmeister aus dem Reich der Mitte, und Solja drängt nach einem abermaligen Sieg über eine Top-10-Spielerin im Achtelfinale immer nachdrücklicher in den Elitekreis der besten Zehn.
Ovtcharov war bei seinem zweiten Turnier nach seinem WM-Verzicht wegen einer Rückenverletzung von seinem "absoluten Topspiel" gegen den Weltranglistenvierten Zhang von sich selbst überrascht. "Ich habe nicht geglaubt, dass ich schon wieder eine solche Leistung bringen kann", sagte der Olympia-Dritte nach seiner Revanche für das auch schon knappe 3:4 gegen den Ex-Weltmeister eine Woche zuvor bei den Kuwait Open: "Manchmal ist eine Pause wohl besser als immer zu trainieren, um mit einer Leistungsexplosion zurückzukommen."
Hoffnung für Rio
Auch wenn danach für Ovtcharov im Halbfinale Chinas Weltmeister, Weltranglistenerster und späterer Turniersieger Ma Long erneut eine Nummer zu groß war (1:4), saugte der Europaspiele-Gewinner aus seinem Coup viel Zuversicht für Rio. "Ich erhoffe mir schon", sagte der Weltranglistenfünfte, "dass ich mich bis dahin noch steigern kann." Bundestrainer Jörg Roßkopf rechnet durch Ovtcharovs Paukenschlag auch mit Verunsicherung bei den erfolgsgewohnten Serien-Siegern: "Es ist immer gut, wenn man auch einmal in die chinesische Mannschaft etwas Unruhe bringen kann."
Zumindest wachsendes Unbehagen dürfte Solja mit ihrem scheinbar unaufhaltsamen Vormarsch in die Weltelite allmählich bei den dominierenden Chinesinnen auslösen. Die Team-Europameisterin hatte sich nach ihrem 4:2-Achtelfinalsieg gegen die sieben Plätze höher geführte Weltranglistensechste Feng Tianwei (Singapur) zwar Chinas Weltranglistenersten und späteren Titelgewinnerin Liu Shiwen mit 0:4 geschlagen geben müssen, doch registrierte die 22-Jährige schon unübersehbare Zeichen von Respekt im chinesischen Lager: "Liu musste schon alles geben, und ihr Trainer lief auf der Bank schon richtig heiß."
Zur Verbesserung ihrer künftigen Chancen wünscht sich die brillante Technikerin, deren Teamkollegin Han Ying ebenfalls im Viertelfinale erst an Weltmeisterin Ding Ning scheiterte (0:4), weitere Bemühungen um optimalere Rahmenbedingungen: "Natürlich kann ich noch viel an mir arbeiten. Hätten wir aber ähnlich starke Gegnerinnen wie Liu häufiger im Training zur Verfügung, könnte ich mich besser an dieses nochmal höhere Niveau gewöhnen. Das wäre wichtig."