Sportlich war das Duell Bayern München gegen Borussia Dortmund schon brisanter, doch verbal geht es vor dem Topspiel heiß her. Karl-Heinz Rummenigge provoziert, Hans-Joachim Watzke schießt zurück, und sogar Jürgen Klopp stichelt: Noch bevor der erste Zweikampf im Topspiel der Bundesliga zwischen den Erzrivalen Bayern München und Borussia Dortmund bestritten ist, plustern sich die Verantwortlichen auf wie halbstarke Schulhofhelden.
Nach den Giftpfeilen der vergangenen Tage erwartet Fußball-Deutschland am Samstag (18.30 Uhr) ein heißes Duell auf dem Rasen, obwohl die sportliche Brisanz beim "deutschen Clásico" schon größer war.
14 Punkte und 14 Plätze trennen den Spitzenreiter aus München und den seit Wochen auf rätselhafte Weise schwächelnden BVB. Er empfinde deshalb "überhaupt keine Häme", meinte Rummenigge im Stadionmagazin für die Begegnung, die Tabellensituation ändere "nichts am Stellenwert dieser Partie". Für den FC Bayern ist und bleibt die Borussia der große Herausforderer - und wie ernst er sie nimmt, wurde zuletzt mehr als deutlich.
Reus "möglicherweise interessant"
Nur drei Tage vor dem gefühlten Gipfeltreffen eröffnete Rummenigge die nächste Runde im Ringen um BVB-Star Marco Reus. Der sei "möglicherweise interessant" für die Bayern, sagte er der Sport Bild, "aber ich will jetzt nicht in Dortmund für Unruhe sorgen". Nö, ist klar. Die Dortmunder Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. "Das ist eben sein persönlicher Stil", meinte Watzke genervt bei Sky. Der frühere Münchner Präsidenten Uli Hoeneß sei "immer mit offenem Visier und von vorne" gekommen, fügte Watzke an. Rummenigge etwa nicht? Er habe da nur über Hoeneß gesprochen, antwortete Watzke finster.
Rummenigge mag noch so viel von "Respekt" vor Dortmund sprechen - beim BVB ist er ein rotes Tuch. Sportdirektor Michael Zorc nannte dessen neuerliche Aussagen zu Reus abfällig "Gebrabbel". Klopp warf Rummenigge Stillosigkeit vor: "Wer sich im Erfolg schlecht verhält, kriegt das irgendwann zurück." Am liebsten am Samstag, auf dem Rasen.
Das vor den Begegnungen einst obligatorische Essen der Bosse wird erneut entfallen. "Wir haben kein Verhältnis", sagte Watzke über Rummenigge. Zorc meinte, der BVB fahre zum Fußballspielen nach München, "nicht zum Kaffeetrinken". Eine Einladung aus München gab es ohnehin nicht. "Es war ja zu lesen, dass der BVB das nicht mehr wünscht - und das akzeptieren wir dann auch."
Reus will Selbstvertrauen gewinnen
Reus, der nach Mario Götze und Robert Lewandowski als dritter BVB-Star binnen zwei Jahren die Seiten wechseln könnte, wollte das Geplänkel nicht mitmachen. "Wir sollten nicht so viel reden, sondern uns auf das Spiel konzentrieren", sagte er.
Für Reus und Co. soll die Begegnung, die in 208 von 209 FIFA-Mitgliedsländern übertragen wird, zum Brustlöser werden. "Wenn man sich in einem Spiel Selbstvertrauen holen kann, dann gegen Bayern München", sagte Kapitän Mats Hummels, der "ein geiles Spiel" vor 71.000 Fans erwartet. Kevin Großkreutz kündigte an: "Wir werden es noch allen zeigen, und damit wollen wir in München anfangen."
Schwächster Saisonstart der Klubgeschichte droht
Doch die Bayern können gegen Dortmund wieder auf Arjen Robben zurückgreifen, der seine muskulären Probleme überwunden hat. "Arjen ist ein ganz wichtiger Spieler für uns", sagte Rummenigge über den BVB-Schreck, der in seinen letzten fünf Spielen gegen Dortmund fünf Mal traf.
Drei der letzten vier Bundesligaspiele in München gewann aber der BVB, zuletzt am 12. April (3:0). Sollte der vierte Coup nicht gelingen, wäre der schwächste Saisonstart der Klubgeschichte perfekt. "Dortmund ist immer gefährlich, der größte Fehler wäre, sie zu unterschätzen", meinte Lewandowski jedoch.