Die U19 des DFB kann im EM-Finale gegen Portugal ein historisches Double klar machen. Für die Spieler Joshua Kimmich, Marc Stendera und Levin Öztunali wäre es ein weiterer Schritt in eine rosige Zukunft.
2014 könnte das goldene Jahr der deutschen Fußballgeschichte werden. Denn nachdem die A-Nationalmannschaft bereits den Weltmeisterpokal aus Brasilien mit nach Hause brachte, will das U-19-Team von Trainer Marcus Sorg nachziehen und in Budapest gegen Portugal (ab 19.00 Uhr im Live-Ticker) den EM-Titel holen.
Erstmals in der Geschichte könnten eine deutsche Junioren-Auswahl und die A-Nationalmannschaft im gleichen Jahr jeweils einen Titel einfahren. Dabei verlässt sich der 95er Jahrgang ganz wie die großen Vorbilder aus der Weltmeistermannschaft auf schnelles, direktes Spiel, in dem von der Viererkette ausgehend jeder der Feldspieler zu spielentscheidenden Einzelaktionen fähig ist.
Gomez kennt jeder - aber wer kennt Fasanelli?
Was das Zusammenspiel keinesfalls schmälern soll. Denn sowohl im letzten Gruppenspiel gegen die Ukraine (2:0) als auch im Halbfinale gegen Österreich (4:0) wussten die deutschen Youngster mit ihren Kombinationen zu begeistern. Doch ob das für die jeweiligen Spieler auch für eine Karriere im Profifußball reicht?
Mario Gomez, der 19 Mal für die U19 auflief, gelang dies in beeindruckender Art und Weise. Spieler wie U19-Rekordnationalspieler Michele Fasanelli (23 Einsätze) oder Manuel Fischer (18 Einsätze) eher nicht. Letzterer durfte einst beim VfB Stuttgart zwar einmal Champions-League-Luft schnuppern, spielt mittlerweile aber bei der SG Sonnenhof Großaspach in der 3. Liga.
Kimmich: Mit Ruhe und Genauigkeit
Nachdem sportal.de vor einigen Tagen bereits den Bremer Davie Selke - bei diesem Turnier mit sechs Treffern Toptorjäger - vorgestellt hat, werden nun drei weitere Talente unter die Lupe genommen, die beste Chancen auf eine Karriere im Profigeschäft haben - neben Julian Brandt (Leverkusen) und Niklas Stark (Nürnberg), die bei ihren Klubs ja bereits zumindest zum erweiterten Stamm gehören.
Offensiv glänzen meist andere, doch in der Schaltzentrale des deutschen Mittelfelds geht nichts ohne Joshua Kimmich von RB Leipzig. Der 19-Jährige überzeugt bei der EM vor allem mit seiner Ruhe und seiner Genauigkeit im Spielaufbau, kann aber auch in jedem Moment selber das Tempo anziehen oder mit wunderbaren Steilpässen die Mitspieler in Szene setzen. Obwohl beim Zweitligaaufsteiger in Leipzig gemunkelt wird, Kimmich könne ob der verpassten Vorbereitung seinen Stammplatz verlieren, sollte er im Laufe der Hinrunde auf zahlreiche Einsätze in Liga zwei kommen.
Stendera: Der kreative Kopf
Ähnlich gute Aussichten auf Einsätze bei den Profis hat auch Spielmacher Marc Stendera - und das sogar eine Klasse höher. Denn schon nachdem er im März 2013 als fünftjüngster Debütant der Bundesligageschichte bei Eintracht Frankfurt auf sich aufmerksam machte, schien der Weg des kreativen Kopfes der U-19-Mannschaft vorgezeichnet. Ein Kreuzbandriss ließ ihn dann allerdings fast die komplette letzte Spielzeit verpassen.
Doch Thomas Schaaf hält einiges von Stendera, was nicht nur ein persönlicher Glückwunsch-Anruf des Trainers nach der starken Leistung im Halbfinale klar zeigt. Stendera wird man auch in der kommenden Bundesligasaison zu sehen bekommen.
Öztunali: Das optimale Bindeglied
Und dann wäre da noch Levin Öztunali, der auch dadurch bekannt wurde, dass er als Enkel des Vereinsidols Uwe Seeler den Hamburger SV verließ und bei Bayer Leverkusen anheuerte. Der Mittelfeldspieler hat seit seiner verspäteten Anreise keine Turnierminute verpasst, ist das optimale Bindeglied zwischen Abwehr und Angriff und scheint mit seinen Leistungen auch seinen Klub-Trainer Roger Schmidt begeistert zu haben.
''Wenn Levin mit dem gleichen Einsatz wie im Trainingslager vor der EM in die Saison einsteigt, dann wird er sicher seine Chancen erhalten'', sagte Schmidt angesprochen auf die Leistungen seines U-19-Nationalspielers. Einfach wird dies bei namhafter Konkurrenz wie Simon Rolfes, Lars Bender, Gonzalo Castro und Stefan Reinartz freilich nicht - auch nicht als amtierender Europameister.
Oliver Stein