Den angekündigten Weltuntergang und die Rute vom Weihnachtsmann hatten sie noch vermeiden können, freuten sich auf einen ruhigen Jahreswechsel. Doch da spielt das jüngste Gericht von sportal.de nicht mit. Wir schwingen die Keule und küren die schlechtesten Spieler der Hinrunde.
Ich weiß, was Sie jetzt denken. Und Sie haben natürlich Recht. Natürlich ist es nicht nett, auf bereits am Boden liegende Fußballer noch einzutrampeln. Natürlich wissen wir, dass wir als journalistisches Leitmedium auch eine Art Schutzfunktion haben sollten und den Spielern, die im folgenden Text gnadenlos von uns niedergemacht werden, nun die lange geplante Silvesterfeier gehörig versaut haben und sie den Jahreswechsel heulend in ihren Betten verbringen. Aber hey, das nehmen wir in Kauf.
Denn wie alle Sportjournalisten sind auch wir hochgradig frustriert, trauern immer noch einer eigenen verpassten Profifußballer-Karriere hinterher. Man hatte uns schlichtweg verkannt und schon im Sportunterricht erst nach dem kleinen dicken Mädchen mit der überdimensionalen Zahnspange und den abstehenden Zöpfen gewählt. Der Gesichtselfmeter taugte immerhin noch als Torwart, während bei uns nur der verbale Flachpass halbwegs problemlos klappte. Dank geschicktem Umgang mit dem Würfelbecher reichte es wenigstens für den Sportjournalismus.
Es gibt zwar vergleichsweise schmales Gehalt, aber immerhin die Möglichkeit, den Neid auf die Zunft der Profifußballer in pseudoanalytischen Artikeln zu verpacken und Frust abzulassen. "Political Correctness"-Modus aus, Keule raus und losgeprügelt auf die schlechtesten Spieler der Hinrunde mit mindestens zehn benoteten Einsätzen. Aber vorher nochmal für alle, die es bis jetzt immer noch nicht gemerkt haben: Unsere "Kritik" sollte mit einem gewissen Augenzwinkern betrachtet werden, wir nehmen uns schließlich nicht einmal selbst besonders ernst.
10. Ivica Olic (VfL Wolfsburg)
15 Spiele, 2 Tore, sportal.de-Durchschnittsnote 4,17
"Wolfsburg ist sehr ambitioniert, seriös und hat gute Pläne. Nach einem Monat hier kann ich sagen, dass dies die richtige Entscheidung war", hatte Ivica Olic vor der Saison im Interview mit fifa.com geschwärmt. Der Kroate fühlte sich damals wie in einem kitschigen Märchen, mittlerweile aber wohl er in einem von Hitchcock. Denn nicht nur bei der Leistung der Wölfe und dem ganzen Wirrwarr in der Clubführung waren gruselig. Olic hatte selbst schlaflose Nächte und wälzte laut focus.de immer wieder die Frage: "Warum haben wir nicht mehr Punkte? Warum haben wir nicht mehr Tore?" Tja, vielleicht weil das Spiel einfach zu oft an ihm vorbeilief, ihm am Ball wenig gelingen wollte und wenn doch er sich als Chancentod entpuppte? So wird er sein ehrgeiziges Ziel, mit Wolfsburg noch mindestens eine Saison im Europapokal zu bestreiten, nicht in die Tat umsetzen können.
9. Heinrich Schmidtgal (SpVgg Greuther Fürth)
16 Spiele, 0 Tore, sportal.de-Durchschnittsnote 4,19
In der 2. Bundesliga hatten seine Flankenläufe seinen Trainer noch verzückt und die Gegner zur Verzweiflung getrieben, mittlerweile ist es genau umgekehrt. Gerade einmal neun Punkte hat die SpVgg Greuther Fürth nach 17 Spielen auf dem Konto. In 16 davon stand auch Schmidtgal auf dem Feld und hatte an dieser schwachen Ausbeute erheblichen Anteil. So machte er nicht nur den entscheidenden Fehler gegen den HSV, sondern war gleich mehrfach von unseren Notenredakteuren als "Totalausfall" eingestuft worden. Aber Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung. "Mein Spiel war nicht gut. Die Kritik habe ich mir sehr zu Herzen genommen", gab Schmidtgal selbstkritisch bei bild.de zu.