Man stelle sich vor, kurz vor Saisonbeginn würden Real Madrid oder der FC Barcelona Insolvenz anmelden. Weltstars wie Lionel Messi, Andrés Iniesta oder Cristiano Ronaldo stünden von einem auf den anderen Tag ohne Arbeitgeber da. Undenkbar? Im Handball nicht!
Man stelle sich vor, kurz vor Saisonbeginn würden Real Madrid oder der FC Barcelona Insolvenz anmelden. Weltstars wie Lionel Messi, Andrés Iniesta und Carles Puyol oder auch Cristiano Ronaldo, Xabi Alonso und Iker Casillas stünden von einem auf den anderen Tag ohne Arbeitgeber da.
Dass im Fußballgeschäft ein Champions-League-Halbfinalist plötzlich aus finanziellen Gründen sein Team vom Spielbetrieb abmeldet, erscheint unvorstellbar. Die Handballwelt wurde hingegen von solch einer Entscheidung in den letzten Wochen gewaltig durcheinander gewirbelt.
Die Blase AG Kopenhagen ist geplatzt
Ende Juli, während die Weltelite des Handballsports in London um die olympische Goldmedaille kämpfte, erreichte die Sportredaktionen eine überraschende Meldung: "Der dänische Handball-Erstligist AG Kopenhagen hat Insolvenz angemeldet."
Die Konkurrenz bedient sich in Kopenhagen
Der Rückzug des Mäzens und Vereinsgründers Jesper Nielsen bedeutete nicht nur das Aus für den Verein, sondern das Ende eines der hoffnungsvollsten Handballprojekte der letzten Jahre. Erst im Mai stand das mit Nationalspielern aus Schweden, Norwegen, Spanien, Island und Dänemark gespickte Team im Final Four der Champions League, der größte Erfolg der kurzen Vereinsgeschichte.
Das plötzliche Ende des Senkrechtstarters hat in den letzten Wochen für reichlich Bewegung auf dem Transfermarkt gesorgt. Kein Wunder bei diesem Überangebot an Spitzenhandballern. Bis auf Steinar Ege, der offenbar über ein Karriereende nachdenkt, und Snorri Gudjonsson wurden alle Spieler schnell fündig.
Von Schaffhausen bis Bjerringbro-Silkeborg
Die Spanier Carlos Prieto und Cristian Malmagro zog es zu den Champions-League-Teilnehmern Kadetten Schaffhausen und Montpellier AHB. Kasper Ottesen führte der Weg zurück zu seinem ehemaligen Arbeitgeber Hammarby IF und das dänischen Handballtalent Mads Mensah Larsen wechselte zum dänischen Verein Aalborg Handball.
Profitieren konnten auch weitere dänische Vertreter: Bjerringbro-Silkeborg, das in der vergangenen Spielzeit den dritten Tabellenplatz belegte, zog mit Henrik Toft Hansen eine namhafte Verstärkung an Land.
Kolding zieht nach Kopenhagen
Im großen Stil hat sich darüber hinaus Kolding IF bedient. Der Meisterschaftszweite strebt das Erbe des Spitzenclubs aus der Hauptstadt an und hat neben einigen Sponsoren mit Kasper Hvidt, Lars Jörgensen, Joachim Boldsen, Stefan Hundstrup und zuletzt auch Kim Andersson gleich fünf Akteure vom insolventen Meister übernommen.
Neben Neuzugang Kim Andersson wurde gestern bei einer Pressekonferenz sogleich ein neuer Hauptsponsor präsentiert. Offensichtlich haben die Verantwortlichen in Jütland große Ziele, denn man geht noch einen Schritt weiter: Als vielleicht erster überregionale Sportverein wird der Verein als KIF Kopenhagen bereits in dieser Saison die Hälfte aller Heimspiele in die fast 250 Kilometer entfernte Hauptstadt verlegen.