Die Schimpftiraden von den Rängen waren gar nicht mal so laut. Schließlich war nach dem 0:2 (0:0) gegen den VfL Bochum kaum noch jemand im Stadion, als sich die Profis des 1. FC Kaiserslautern zu den Fans schleppten. Die Pfälzer wenden sich ab von ihrem taumelnden FCK, der am 26. Spieltag der 2. Bundesliga die vierte Pleite in Folge kassierte. Der viermalige Meister steckt (mal wieder) tief in der Krise - auf und neben dem Platz.
Sportlich stehen die Roten Teufel fast so schlecht da wie vor acht Jahren, als der Abstieg in die 3. Liga gerade noch verhindert werden konnte. Doch noch nicht einmal damals schaffte die Mannschaft das, was ihr am Montagabend "gelang" - vier Niederlagen in Folge bedeuten einen Negativrekord in der 2. Liga.
Nach der ersten Pleite im Unterhaus gegen Bochum droht der Abstiegskampf. Nur sieben Punkte liegt der FCK vor Fortuna Düsseldorf auf dem Relegationsplatz - und am Samstag (13.00 Uhr) müssen die Pfälzer bei der Fortuna antreten. "Jedem muss bewusst sein, dass das ein ganz entscheidendes Spiel ist. Dort müssen wir als Mannschaft geschlossen zusammenstehen und das Ding reißen", sagte Mittelfeldspieler Jean Zimmer.
Gerissen haben die Lauterer allerdings schon lange nichts mehr. Das Team spielt mit seinen erschreckend schwachen Leistungen das Stadion leer. Der Zuschauerschnitt liegt nur noch bei 25.428 Besuchern pro Partie. Am Montagabend sahen gerade einmal 19.342 Unerschrockene die Saisontore Nummer 16 und 17 von Simon Terodde (47./Foulelfmeter, 90.) - Minusrekord.
Auf kritische Fragen reagiert der glücklose Coach Konrad Fünfstück zunehmend gereizt. "Ich werde nicht auf die junge Mannschaft einprügeln oder jemanden an die Wand nageln. Es bringt nichts, jetzt in Panik und Hektik zu verfallen", sagte der Trainer-Neuling, der im September des vergangenen Jahres Kosta Runjaic abgelöst hat.
Wie lange bleibt Fünfstück?
Ob die Aussage Fünfstücks ("Ich bin Teil der Mannschaft") noch lange gilt, darf bezweifelt werden. Spätestens ab der kommenden Saison wird der Nachfolger des scheidenden Vorstandsvorsitzenden Stefan Kuntz wohl einen neuen Coach mitbringen.Doch wer dieser Kuntz-Nachfolger sein wird, ist noch völlig offen. Der FCK-Aufsichtsrat um seinen neuen Vorsitzenden Nikolai Risenkampff und Ex-Profis Mathias Abel suchen bisher vergeblich. Die Verzweiflung scheint groß zu sein, denn vor dem Bochum-Spiel bestätigte Abel, dass sogar der frühere FIFA-Schiedsrichter Markus Merk ein Kandidat sei.
Wie sehr die Erben von Fritz Walter mit sich selbst beschäftigt sind, zeigt die jüngste juristische Auseinandersetzung mit der Sport Bild. Statt sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, zog der Klub vor das Hamburger Landgericht und beantragte eine Einstweilige Verfügung gegen das Magazin, das zuletzt unter der Überschrift "FCK am Boden" Zahlen zur angeblichen wirtschaftlichen Schieflage des Klubs veröffentlicht hatte.
Laut der Vereinsführung sind diese Zahlen falsch. Und immerhin einmal in den vergangenen Wochen durfte sich die Chefetage über einen Sieg freuen: Das Gericht folgte der FCK-Argumentation - die angedrohten 250.000 Euro Ordnungsgeld könnte der Klub sicher gut gebrauchen.