Das Abenteuer Aserbaidschan hat der Weltmeister unbeschadet überstanden. Die Nationalmannschaft liegt klar auf WM-Kurs, Joachim Löw treibt seine Planungen Richtung Russland 2018 unbeirrt voran.
Als das erfolgreiche Abenteuer Aserbaidschan nach 63 Stunden um 5.04 Uhr auf dem Frankfurter Flughafen endete, verabschiedete sich Joachim Löw von einem Großteil seiner Weltmeister für längere Zeit. Der Bundestrainer sieht einige der strapazierten Stars nach der von ihm verordneten Sommerpause ohne Confed Cup erst im September wieder. Dann könnte die deutsche Nationalmannschaft vorzeitig das Ticket für die WM 2018 buchen.
Löws Planungen sind aber schon jetzt voll auf die erfolgreiche Titelverteidigung bei der Endrunde in Russland ausgerichtet. "Über allem", betonte Löw mit Nachdruck nach dem 4:1 (3:1)-Erfolg in Aserbaidschan, "steht die WM 2018. Dem haben sich alle ein- und unterzuordnen."
Daran dachten seine Spieler um Doppeltorschütze André Schürrle (19./81.) allerdings nicht, als sie übermüdet am Montagmorgen aus dem Airbus 330 mit dem passenden Namen "Siegen" kletterten. Das Team um Ersatzkapitän Sami Khedira war einfach nur froh, nach dem fünften Sieg im fünften Qualifikationsspiel die Gruppe C weiter souverän mit fünf Punkten Vorsprung auf Nordirland anzuführen. "Wir sind verdient Erster und lassen uns das nicht mehr nehmen", sagte Mario Gomez, der in Baku das zwischenzeitliche 3:1 (45.) erzielt hatte.
Im Gegensatz zu einigen anderen Stammkräften dürften Gomez und Schürrle bei der WM-Generalprobe in Russland (17. Juni bis 2. Juli) eine wichtige Rolle in Löws Personalpuzzle einnehmen, besonders die durch den Europacup stark belasteten Profis erhalten eine Auszeit. Er werde beim Confed Cup den einen oder anderen Spieler schonen, erklärte Löw mit Blick auf das "Perspektivturnier" nochmals.
Der 57-Jährige wird seinen Confed-Cup-Kader, der auch das Länderspiel in Dänemark (6. Juni) und das WM-Qualifikationsspiel vier Tage später gegen San Marino bestreiten wird, Ende Mai verkünden. Dies wird in enger Absprache mit U21-Trainer Stefan Kuntz geschehen, der mit dem DFB-Nachwuchs bei der EM in Polen (16. bis 30. Juni) den Titel anpeilt. "Auch wenn bei der U21 ein wichtiges Turnier ansteht, ist alles 2018 untergeordnet", sagte Löw.
Kein Zweifel an WM-Qualifikation
Zweifel an einer erfolgreichen WM-Qualifikation hat im deutschen Lager trotz des teils fehlerhaften Auftritts im Tofik-Bachramow-Stadion niemand mehr. "Ich gehe davon aus, dass wir das durchziehen", sagte Thomas Müller, der nach glänzender Vorarbeit von Schürrle zum 3:1 traf (36.) und damit die Euphorie der Gastgeber nach dem Ausgleich von Dimitri Nasarow vom Zweitligisten Erzgebirge Aue (31.) dämpfte.Löw konnte sich erneut in seiner Personalpolitik bestätigt sehen, auch dann bedingungslos zu seinen Spielern zu stehen, wenn diese bei ihren Vereinen schwächeln. Schürrle bedankte sich auf seine Weise. "Natürlich tut das Vertrauen gut, sehr gut. Und ich konnte es zurückzahlen", sagte der Dortmunder, der beim BVB zuletzt nur Ergänzungsspieler war. "Ich hoffe, dass ihm das einen Schub für die nächsten Wochen in Dortmund gibt", sagte Löw.
Der Bundestrainer machte nach dem Spiel einen gelösten Eindruck, auch wenn die lange Reise mit der Zeitverschiebung kein Vergnügungstrip war. Löw bemängelte zwar "fehlende Automatismen" sowie einige "Nachlässigkeiten", und Abwehrchef Mats Hummels meinte gar, die DFB-Elf habe "arrogant gespielt". Dennoch machte Löw seinem Team und insbesondere den Führungsspielern ein großes Kompliment.
"Die letzten acht, neun, zehn Jahre haben wir gegen die etwas kleineren Nationen immer klar gewonnen. Im Gegensatz zu anderen Nationen, die in der Qualifikation ihre Probleme haben. Das ist ein Sache von den Spielern, die die Mannschaft anführen. Die Grundeinstellung stimmt", sagte Löw. Vor diesem Hintergrund kann er die Mission Titelverteidigung 2018 beruhigt angehen.