Für Stefan Bradl hat am Montag ein neues Kapitel begonnen. Direkt nach dem Saisonfinale testete der MotoGP-Pilot erstmals für sein neues Team Forward-Yamaha.
Viel Zeit für Wehmut blieb Stefan Bradl nicht. Das war gut so, denn der Abschied fiel dem 24-Jährigen schwer. Nach drei Jahren bei LCR-Honda, seinem ersten Team in der MotoGP, musste Bradl in der Boxengasse weiterziehen. Direkt im Anschluss an das Saisonfinale war er in Valencia erstmals für Forward-Yamaha auf der Strecke.
"Jetzt geht's in eine andere Garage. Da steht ein anderes Motorrad drin", sagte Bradl bei Sport1 nüchtern. Der Zahlinger will aus seinem Wechsel keine große Sache machen, doch der Einschnitt ist enorm. Bradl muss im kommenden Jahr mit schlechterem Material auskommen, keine schönen Aussichten - gerade nach einer enttäuschenden Saison.
Viel Redebedarf
Um 13.20 Uhr drehte Bradl am Montag seine erste von 50 Runden auf der leuchtfarbenen Yamaha, statt der gewohnten rot-weißen Rennkombi trägt er nun Schwarz und Orange. In 1:32,209 Minuten belegte er den zwölften Rang mit 1,234 Sekunden Rückstand auf den Tagesschnellsten Jorge Lorenzo (Spanien/Yamaha). Drei Tage hat der Neuzugang Zeit, um die YZR-M1 und das neue Personal richtig kennenzulernen. Es gibt viel Redebedarf.An gleicher Stelle war Bradl am Sonntag Achter geworden und hatte den neunten Platz im WM-Klassement gesichert, mit 117 Punkten. Er war schwächer als 2012 (8./135) bei seiner Premiere in der Königsklasse und schwächer als 2013 (7./156), seinem bislang besten Jahr. Als Konsequenz ging es auf den Arbeitsmarkt.
Vorteile für Forward-Team
Es ist seit langer Zeit der erste Rückschritt für den besten deutschen Piloten. Während das Satellitenteam LCR direkt von Honda unterstützt wird und die RC213V der Werksmaschine sehr ähnelt, ist das Forward-Team nur drittklassig. Der Rennstall startet in der sogenannten Open-Kategorie, das bringt sogar einige Vorteile mit sich. Im Rennen darf mehr Benzin verwendet werden, es steht ein weicherer Hinterreifen zur Verfügung. Dadurch kommt mehr Spannung im Feld auf, die Unterlegenheit bleibt aber bestehen.Bradl übernimmt die Maschine von Aleix Espargaró. Der Spanier wurde trotz aller Nachteile WM-Siebter, an den Ergebnissen des 25-Jährigen muss sich der Deutsche messen lassen. In der abgelaufenen Saison wollte Bradl Podiumsplätze herausfahren und unter die Top 5 der Gesamtwertung. Es wurde nichts. Nun gilt es, erstmal kleinere Brötchen zu backen.
"Es schmerzt"
Dass auf seiner Honda künftig der Brite Cal Crutchlow sitzt, tut Bradl weh. "Es ist ein super Motorrad. Das Ding ist Weltmeister geworden", sagte der Bayer nach seiner letzten Fahrt auf dem liebgewonnenen Bike. Doch auch menschlich hinterlässt der Blick zurück bei Bradl Spuren."Es schmerzt", so Bradl, "weil wir eine geile Truppe sind und sich Freundschaften entwickelt haben. Ich habe diese drei Jahre mit LCR wirklich genossen." Teamchef Lucio Cecchinello bedankte sich: "Wir werden Stefan nie vergessen, denn unsere Zusammenarbeit war einfach fantastisch. Wir wünschen ihm für seine weitere Karriere nur das Beste."
Es stehen viele Veränderungen an. Bei LCR war Bradl der einzige Fahrer, bei Forward muss sich der frühere Moto2-Champion mit dem Franzosen Loris Baz auseinandersetzen. Auch muss er sich an die grellen Farben des Teams gewöhnen. Das düfte aber gewiss das kleinste Problem sein.