Die deutschen Hockey-Männer haben im EM-Finale von London ein historisches Debakel erlitten. Die Olympiasieger von Bundestrainer Markus Weise unterlagen dem Erzrivalen Niederlande mit 1:6 (0:5) und erlebten dabei ihr orangenes Wunder. Noch kein Endspiel bei einem der seit 1970 ausgetragenen EM-Turniere fiel derart klar aus.
"Es war vor allem eine Sache des Willens", sagte Weise: "Man hat gemerkt, dass die Niederländer im siebten EM-Finale gegen Deutschland endlich mal gewinnen wollten. Das war bei uns in dem Maße nicht der Fall." Das Team sei "wahnsinnig enttäuscht über die Leistung", sagte Stürmer Florian Fuchs, der sich über seine Auszeichnung als bester Spieler des Turniers überhaupt nicht freuen konnte: "Wir haben nie den Zugriff gefunden und Holland mit individuellen Fehlern zum Kontern eingeladen."
Oranje feierte dagegen neben dem vierten EM-Titel eine erfolgreiche Revanche für das verlorene Finale bei den Olympischen Spielen 2012 an gleicher Stelle. Damals hatte Deutschland mit 2:1 gewonnen.
Von Anfang an chancelos'
Christopher Rühr (50.) erzielte den Ehrentreffer für das deutsche Team, das schon früh aussichtslos zurücklag. Billy Bakker brachte die Niederlande nach einer Strafecke in Führung (6.). Starspieler Mink van der Weerden mit zwei Strafecken (14., 22.), Jeroen Hertzberger (21.) und Rogier Hofmann (29.) erhöhten für Oranje noch vor der Halbzeitpause. Deutschland war völlig von der Rolle. Nach dem Wechsel traf Mirco Pruijser zum zwischenzeitlichen 6:0 (47.).
Vor dem Duell hatte Moritz Fürste noch richtig große Lust verspürt. "Wir lieben die Spiele gegen die Niederlande. Wir hatten in den letzten Jahren eine Reihe ganz wichtiger Spiele gegen sie, von denen wir viele gewinnen konnten", hatte der Mittelfeld-Star gesagt. Nun versammelte der Hamburger seine Mannschaftskameraden vor dem Anpfiff zur zweiten Hälfte noch einmal um sich und redete beschwörend auf sie ein. Zumindest Schadensbegrenzung wollte das so erfolgsverwöhnte Weise-Team betreiben.
Doch die Niederländer blieben am Drücker und waren weiter in allen Belangen besser. Immerhin gelang Rühr als erstem bei der EM ein Treffer gegen Oranje - doch das war kein Trost für die geschockten DHB-Spieler, die nach dem Abpfiff völlig ratlos wirkten. Die anschließende Medaillenzeremonie wurde für die Deutschen zur Tortur. Dritter wurde überraschend Irland nach einem 4:2-Sieg über Gastgeber England.
Besser als für die deutschen Männer soll es im kleinen Finale der Frauen laufen. Am Sonntag (14.30 Uhr) kämpft das Team von Jamilon Mülders gegen Spanien um Platz drei. "Jetzt holen wir uns die Bronzemedaille", kündigten die zuletzt starke Torhüterin Yvonne Frank und Mittelfeldspielerin Kristina Hillmann unisono nach der 0:1-Niederlage im Halbfinale gegen Oranje an.