Titelverteidiger Gary Anderson trifft nun im Finale auf Adrian Lewis
Im Halbfinale der WM lässt Gary Anderson das Ally Pally Kopf stehen: Der Weltmeister wirft den ersten Neun-Darter des Turniers und zieht mit einer unfassbar starken Leistung ins Finale ein. Zuvor bekam Raymond van Barneveld lange keinen Fuß auf den Boden, seine Aufholjagd kam anschließend zu spät, Adrian Lewis war bereits enteilt.
Adrian Lewis (ENG/5) - Raymond van Barneveld (NED/16) 6:3 (3:0, 3:2, 3:0, 3:2, 3:1, 1:3, 2:3, 2:3, 3:1)
Adrian Lewis vermöbelte den fünffachen Champion am Anfang der Partie, musste dann aber eine der gefürchteten Barney-Aufholjagden stoppen, um sein Final-Ticket zu buchen. Dabei zauberte die Nummer fünf der Welt nicht einmal sein A-Game aufs Parkett, vielmehr brach Barney sein miserabler Beginn das Genick.Trotz der anfangs klaren Angelegenheit fand Lewis nach der Partie nur lobende Worte für van Barnevelds Aufholjagd. "Sein Auschecken unter Druck ist unfassbar. Es war wie ein Schlag gegen die Rippen", so der Mann aus Stoke-on-Trent bei Sky Sports. Für das Finale am Sonntag traut sich der zweifache Weltmeister jede Menge zu. "Unter Druck habe ich auch einiges drauf. Das sind die Weltmeisterschaften und ich bin hier, um zu gewinnen."
Denn beinahe schon traditionell bei dieser WM überhörte Barney den Startschuss für das Match: Erst im zweiten Durchgang verwandelte er endlich seinen achten Versuch auf ein Doppel. Überhaupt zeigten beide in diesem Satz erstmals feinste Unterhaltung. Zum Auftakt schmetterte der Jackpot Barney ein 121er Finish ins Gesicht, im vierten Leg meldete sich der Niederländer zu Wort und knöpfte dem Briten dessen Anwurf mit einem 161er Finish ab. Im Decider löschte Lewis dann Tops-Tops zum Satzgewinn - hübsch!
Doch dieses Niveau konnte Barney nicht halten. Im Decider packte Lewis den Hammer aus und sicherte sich die Vier-Satz-Führung. Wie reagierte Barney? Nervenstark ohne Ende. Wie schon gegen Michael Smith im Viertelfinale drehte die Nummer 16 der Welt mit dem Rücken zur Wand auf und rettete im sechsten Durchgang erst seine Ehre, ehe er eine Runde später mit einem 134er-Finish zum zweiten Satzgewinn für das nächste Highlight sorgte. Als er auch noch Satz acht unter Dach und Fach brachte, hatte Lewis aber endgültig genug und machte im neunten Satz mit seinem zweiten Matchdart alles klar. Am Ende zog Lewis mit einem Average von 100 Punkten ins Finale ein, wobei der Engländer 36 Prozent seiner Möglichkeiten auf das Doppel verwertete. Barney, der eine Checkout-Quote von 39 Prozent produzierte, kam durchschnittlich auf 94 Punkte pro Aufnahme.
Gary Anderson (SCO/2) - Jelle Klaasen (NED/19) 6:0 (3:0, 3:2, 3:2, 3:2, 3:0, 3:1)
Neun-Darter! Der Flying Scotsman erwischte im wahrsten Sinne des Wortes den perfekten Start: Bereits im dritten Leg verdiente sich der Titelverteidiger 15.000 Extra-Pfund - den ersten Satz gab es oben drauf. Auch in der Folge überrollte Anderson den Niederländer wie ein D-Zug und warf dem Außenseiter fabelhafte Werte um die Ohren (Average: 107 Punkte, Checkout-Quote: 47 Prozent). Die Quittung: Der Schotte schickte Klaasen ohne einen einzigen Satz-Gewinn wieder von der Bühne.Besonders beeindruckend war dabei, wie Anderson seine eigenen Services mit High-Scoring untermauerte und immer das richtige Gespür hatte, wann er nochmal eine Schippe drauf legen musste. So gewann er drei Decider - den des dritten Satzes beispielsweise mit einem 142er Finish. Eines der vielen Highlights: Sechs perfekte Darts im dritten Satz - diesmal blieb das perfekte Spiel aber aus. Im Durchgang davor menschelte auch der Weltmeister kurzzeitig. So verrechnete sich Anderson und setzte einen Pfeil ins Nichts - das Leg holte er sich trotzdem. Spätestens als The Cobra zwar gut in den vierten Satz fand, aber im Decider 80 nicht auf 0 brachte, war wohl auch beim größten Klaasen-Fan die Hoffnung auf eine Sensation verflogen.
Am Ende fabrizierte Klaasen pro Aufnahme durchschnittlich 95 Punkte und verwandelte 35 Prozent seiner Chancen auf das Doppel. Viel zu wenig für den heutigen Gegner.
Aufgrund der deutlich besseren Werte spazierte Anderson völlig unaufgeregt über die Zielgerade. Obwohl zu keinem Zeitpunkt ernsthaft so etwas wie Spannung aufkeimte, werden sich die Fans dank des dritten Legs noch lange an das Match erinnern.
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