Als die deutsche Darts-Hoffnung Max Hopp den letzten Pfeil im Doppelfeld untergebracht hatte, ließ der "Maximiser" maximaler Emotion freien Lauf. Nach seinem überraschenden 3:1-Sieg im WM-Auftaktmatch gegen den Niederländer Vincent van der Voort ballte der 20-Jährige beide Fäuste, schrie sich aufgestauten Druck aus dem Leib und tanzte mit den deutschen Anhängern im Londoner Alexandra Palace zu seiner Einlaufmusik "Yaya Kolo". In Gedanken war Hopp aber bei seinem wahrscheinlich größten Fan vor dem Fernsehgerät.
"Der Sohn meiner Freundin Christin wollte mit uns nach London kommen, aber er hat noch Schule in Deutschland", sagte Hopp im Interview mit dem englischen TV-Sender Sky Sports und küsste sein Darts-Etui mit dem Foto seiner Lieben. "Er bat mich: 'Bitte gewinne. Ich möchte mit euch zur zweiten Runde in den Ally Pally kommen'. Es ist nun meine fünfte WM, er war nie hier. Zur zweiten Runde wird er hier sein. Ich habe das alles für Justin gemacht."
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Um dem Elfjährigen den Traum von einem WM-Besuch zu erfüllen, wuchs Hopp, der mit seiner kleinen Familie in der 1200-Seelen-Gemeinde Kottengrün im Vogtland lebt, über sich hinaus und spielte eines der besten Matches seiner Karriere. Der gebürtige Idsteiner warf sechsmal die "180" und nutzte die Schwächen des bis dato für ihn nicht schlagbaren Kontrahenten eiskalt aus. War das Treffen der Doppelfelder, um ein Leg zu beenden, immer Hopps Achillesferse, traf er sie diesmal bei mehr als der Hälfte seiner Versuche.
Bereits vor der WM hatte der Weltranglisten-38. angekündigt, an seiner großen Schwäche gearbeitet zu haben. Denn vor der WM hatte Hopp der immer größer werdenden Erwartungshaltung, endlich den Durchbruch zu schaffen, nicht gerecht werden können, doch gegen van der Voort ließ er angepeitscht von rund 300 deutschen Fans diesmal Taten sprechen. Während sein Kontrahent lamentierte, war in Hopps Gesicht die Zuversicht immer deutlicher erkennbar.
Im vergangenen Jahr war der frühere Junioren-Weltmeister mit der Ankündigung einer Überraschung auf die Nase gefallen. Diesmal fährt der noch immer jüngste WM-Teilnehmer mit der Politik der leisen Tönen besser. "Ich schaue einfach von Spiel zu Spiel", sagt Hopp, der auch in der zweiten Runde gegen den Weltranglisten-13. Kim Huybrechts aus Belgien am Mittwoch (14.00 Uhr im LIVETICKER) wieder Außenseiter, aber nicht chencenlos ist.
In einem Achtelfinale würde möglicherweise Rekordweltmeister Phil Taylor aus England warten. Noch nie hat ein deutscher Spieler die Runde der besten 16 beim Saisonhöhepunkt erreicht.
So weit nach vorne schaut Hopp aber noch nicht. Zunächst einmal steht das Kontrastprogramm zum wilden Treiben im Norden Londons auf dem Programm. Über die Feiertage geht es nach Hause. Ein größeres Geschenk liegt dann nicht unterm Baum. Dies soll am Mittwoch im "Ally Pally" folgen - vor den Augen von Hopps größtem Fan Justin.