Die Formel-1-Fans in Down Under lieben ihn und hoffen auf den ersten Sieg eines Lokalmatadoren überhaupt beim Großen Preis von Australien - doch Daniel Ricciardo lächelt die riesigen Erwartungen einfach weg. "Wenn ich im Auto sitze, den Helm auf habe und der Motor angeht, kann ich das alles ausblenden", sagte der Red-Bull-Pilot am Dienstag in Melbourne vor dem Saisonstart bei seinem Heimrennen.
Ricciardo hat mit seinen drei Rennsiegen und dem dritten Platz in der WM-Wertung 2014 hinter Weltmeister Lewis Hamilton und Nico Rosberg (beide Mercedes) für eine neue Formel-1-Euphorie in Australien gesorgt. Der 25-Jährige konnte als einziger Fahrer überhaupt die Silberpfeile schlagen und sammelte dabei immerhin 71 Punkte mehr als sein ehemaliger Teamkollege Sebastian Vettel (Ferrari). In Melbourne wird Ricciardo deshalb bei jedem Termin euphorisch gefeiert, die Anhänger belagern ihn, und die Veranstalter des Rennens verkauften deutlich mehr Tickets als im Vorjahr.
In dieser Saison will Ricciardo nun richtig durchstarten. "Als ich zu Red Bull kam, wurde ich gefragt: 'Kannst du das Tempo von Sebastian mitgehen? Kannst du auf das Podium fahren?", sagte er: "Ich denke, ich habe viele dieser Fragen beantwortet. Ich habe bewiesen, wozu ich fähig bin."
Doch ob es in diesem Jahr wirklich schon für den Angriff auf Hamilton und Rosberg reicht? "Die Tests haben gezeigt, dass Mercedes immer noch sehr stark ist. Ich will nicht pessimistisch sein, aber sie scheinen im Moment das Team zu sein, das es zu schlagen gilt", sagte Ricciardo, "dahinter geht es sehr eng zu. Dahinter kämpfen wir mit Ferrari und Williams."
Fahrerfeld komplett
Kurz vor dem Saisonstart ist zudem das Fahrerfeld der Formel 1 endlich komplett. Manor Marussia gab am Dienstag den Spanier Roberto Merhi (23) als zweiten Piloten neben Will Stevens (23, England) bekannt. Während Stevens in der Vorsaison ein Rennen für das mittlerweile insolvente Caterham-Team bestritten hatte, gibt Merhi beim Nachfolge-Rennstall des Marussia-Teams sein Debüt in der Königsklasse.Manor Marussia hatte erst vergangene Woche vom Automobil-Weltverband FIA die Starterlaubnis für den Saisonauftakt erhalten, nachdem der neue Wagen die notwendigen Crashtests bestanden. Allerdings konnte das Team aus finanziellen Gründen nicht an den Testfahrten der vergangenen Wochen teilnehmen.
"Ich hoffe, dass ich die harte Arbeit des Teams mit einem soliden Wochenende zurückzahlen kann", sagte Merhi, der dem klammen Team als Paydriver weiteres Geld in die Kassen spülen muss, wenn er über Australien hinaus in der Formel 1 fahren will: "Ich brauche einen Sponsor, wenn ich weitermachen möchte."