Nico Rosberg hat sich im "Krieg der Sterne" um den WM-Titel von seinem Mercedes-Teamkollegen Lewis Hamilton die Show und wichtige Punkte stehlen lassen. Der Brite raste im spektakulären Großen Preis von Ungarn beim überraschenden Sieg von Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo aus der Boxengasse bis auf Rang drei nach vorn und bremste dabei auch Rosberg, der trotz Pole Position letztlich nur Vierter wurde, mit einem umstrittenen Manöver empfindlich aus.
Hamilton goss Öl in den hitzigen Titelkampf, als er die Stallorder ignorierte, den auf einer anderen Strategie fahrenden Rosberg überholen zu lassen. "Ich fahre für Nico nicht langsamer", funkte Hamilton an die Box zurück. Nach dem Rennen stellte er klar: "Ich war geschockt, dass so eine Ansage kam. Ich habe sie nicht verstanden. Hätte ich ihn vorbeigelassen, wäre er weg gewesen." Rosberg wollte sich nicht weiter äußern: "Wir sprechen über alles intern."
"Lewis sollte ihn nicht vorbeiwinken", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff bei Sky und zeigte Verständnis für seinen Schützling: "Lewis war nach den beiden Ausfällen im Rennen ein bisschen sauer und wollte sein Resultat optimieren." Trotzdem werde man alles noch einmal "genau analysieren und in Zukunft besser machen".
"Ich habe es in der letzten Runde nicht gepackt, Lewis zu knacken, das nervt mich extrem", sagte Rosberg. Der Wiesbadener hat in der Gesamtwertung mit 202 Punkten nun nur noch elf Zähler Vorsprung auf Hamilton (191). Dritter ist der Australier Ricciardo (131), der Weltmeister Sebastian Vettel erneut abhängte. Der Hesse wurde auf dem Hungaroring trotz Startplatz zwei nur Siebter. Regen vor dem Start und zwei Safety-Car-Phasen hatten das Feld gleich mehrfach durcheinandergewirbelt und für ein denkwürdiges Rennen gesorgt.
"Werde heute hart feiern!"
Ricciardo wurde nach dem letzten Rennen vor der vierwöchigen Sommerpause mit Lob überschüttet, mit einer Glanzleistung hatte er sich im Endspurt gegen den zweitplatzierten Spanier Fernando Alonso im Ferrari sowie Hamilton durchgesetzt und den zweiten Triumph seiner Karriere eingefahren. "Das war richtig cool. Ich werde heute Nacht richtig hart feiern", sagte Ricciardo. Auch Hamilton war glücklich: "Es ist sehr befriedigend nach so einem Samstag so zurückzukommen."Hamilton, der nach umfangreichen Reparaturen in Folge eines Brands im Qualifying aus der Boxengasse starten musste, war zwar gleich in der ersten Runde von der Strecke abgekommen - startete dann aber seinen eindrucksvollen Spurt an die Spitze. Der Weltmeister von 2008 überholte Auto um Auto und fand sich nach 40 von 70 Runden an der Spitze wieder.
Rosberg zerknirscht
Noch am Samstag hatte der 29-Jährige die Strecke vor der Toren Budapests völlig frustriert verlassen, nachdem sein Bolide in der Qualifikation ohne sein Verschulden in Flammen aufgegangen war. Bereits zum vierten Mal in dieser Saison hatte ihn ein technischer Defekt am ansonsten überlegenen Silberpfeil ausgebremst.Rosberg drückte dem hochdramatischen Rennen auf dem nassen Hungaroring zu Beginn noch seinen Stempel auf. Der 29-Jährige hielt die Verfolger wie schon vor einer Woche beim Heimerfolg auf dem Hockenheimring auf Abstand, doch die erste Safety-Car-Phase bremste ihn anschließend ein. "Wir hatten viele Probleme mit dem Auto, das war ein sehr durchwachsenes Rennen", sagte Rosberg, der seinen fünften Saisonsieg klar verpasste.
Vettel mit Highspeed-Dreher
Nicht in den Kampf um den Sieg konnte erneut der viermalige Weltmeister Vettel eingreifen. Der Heppenheimer war zwar von Position zwei gestartet, verabschiedete sich aber spätestens nach einem spektakulären Dreher in der zweiten Rennhälfte aus dem Kampf um den Sieg. "Ein Platz weiter vorne wäre vielleicht drin gewesen", sagte Vettel: "Es war heute die Frage, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Wir waren da etwas unglücklich."Nach zehn Rennen in Folge in den Punkten musste Nico Hülkenberg im Force India derweil den ersten Ausfall des Jahres hinnehmen. Adrian Sutil verpasste im Sauber auch im elften Saisonlauf die Punkte und beendete den Grand Prix auf Rang elf.
Die Formel 1 verabschiedet sich nun in die Sommerpause. Das nächste Rennen findet am 24. August im belgischen Spa statt.