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Damit spricht der seelige Seeler vielen anderen Kritikern aus der ... na, Sie wissen schon. Der HSV wird landauf, landab als desolat karikiert und seine Entscheidungsträger als unfähig dargestellt. Dagegen wehrt sich Trainer Thorsten Fink und wird prompt als "Gesundbeter" verspottet. Betrachten wir die Fakten, dann sehen wir einen Verein, der auf den letzten Drücker mit Rafael van der Vaart, Petr Jiracek und Milan Badelj drei qualitativ starke Spieler für Schlüsselpositionen im Kader verpflichtet hat. Dass die Mannschaft sich im Mittelfeld noch nicht eingespielt präsentiert, darf folglich niemanden wundern.
Die Achillesferse des HSV ist allerdings die Abwehr, in der es zwar keine Neuverpflichtungen gab, aber trotzdem keine eingespielte Viererkette zu erkennen ist. "Von eingespielt kann hier wirklich keine Rede sein", klagt Kapitän Heiko Westermann im Hamburger Abendblatt, "bislang haben wir sehr viel getauscht." Vier Pflichtspiele, vier Formationen und wenn am Samstag um 15.30 Uhr das Spiel gegen Borussia Dortmund angepfiffen wird, wartet die fünfte Variante Hamburger Abwehrkunst darauf, auseinandergeschraubt zu werden.
"Ich habe eine Formation im Kopf, die Dortmund schlagen kann", orakelte Trainer Thorsten Fink laut Hamburger Abendblatt. Auf das reflexartige 'Wie?' der Journalisten antwortete er geheimnisvoll: "Das werden Sie am Sonnabend sehen. Ich habe da meine Strategie." Der BVB ist mittlerweile seit 31 Bundesligaspielen unbesiegt, besser war in der Geschichte der Bundesliga nur, ja, richtig, der HSV! Die Hamburger halten den Rekord mit 36 Spielen ohne Niederlage, aber die Hoffnung auf einen Sieg gegen den Meister liegt hoffentlich nicht nur in der eigenen Historie begründet.
"Die Wahrscheinlichkeit steigt ja, dass die Dortmunder irgendwann verlieren. Es wäre toll, diese Serie zu unterbrechen. Es spornt ein wenig an", verrät Fink. Sollten die HSV-Geschichte und hanebüchene Wahrscheinlichkeitsrechnungen die einzige Hoffnung der Hamburger sein, dann hilft wohl tatsächlich nur noch geistlicher Beistand. Aber von dem heißen Religionsthema wollen wir lieber die Finger lassen.
Wir sind dennoch der Meinung, der HSV braucht Zeit, um sein Team einzuspielen - ein Wunder gegen den BVB wäre hilfreich, die vielbeschworene "Initialzündung" des HSV muss aber vermutlich vertagt werden. Bis dahin regnet es im Blätterwald weitere verbale und bildliche Karikaturen. Die Nachfrage regelt das Angebot. Ein Schelm, wer den Anhängern den HSV Blasphemie unterstellen würde.