Die Hoffnung stirbt zuletzt bei Evi Sachenbacher-Stehle. Die reduzierten Dopingsperren der jamaikanischen Sprint-Olympiasieger Asafa Powell und Sherone Simpson von anderthalb Jahren auf sechs Monate haben ihr offensichtlich Mut gemacht: "Es ist nicht gerecht, dass ich für die Einnahme eines verunreinigten Nahrungsergänzungsmittels dieselbe Strafe bekomme wie jemand, der mit Epo dopt. Ich war immer gegen Doping", sagte die für zwei Jahre gesperrte Biathletin in der Sendung Blickpunkt Sport im Bayerischen Fernsehen.
Sie hoffe daher im Berufungsverfahren durch den Internationalen Sportgerichtshof CAS "auf ein gerechtes Urteil". Glaubt man der Argumentation der 33 Jahre alten Biathletin, kann die auf zwei Jahre festgelegte Sperre der Internationalen Biathlon-Union (IBU) nur mit einer drastischen Verkürzung enden.
Sachenbacher-Stehles Anwalt Marc Heinkelein sprang seiner Klientin bei: Falls der CAS auf mildernde Umstände erkenne, "gäbe es theoretisch die Möglichkeit, in die kommende Saison wieder einzusteigen". Heinkelein unterstrich, es sei "der Evi ganz wichtig, klarzumachen, dass sie nicht vorsätzlich gedopt hat". Dies gehe ja auch aus dem Urteil des Biathlon-Weltverbandes "klipp und klar" hervor.
"Ich habe trainiert"
Im günstigen Fall würde die Sperre der zweimaligen Olympiasiegerin im Skilanglauf bereits am 17. August enden. Doch selbst wenn Sachenbacher-Stehle zum Comeback bereit wäre, läge die letzte Entscheidung bei den Verantwortlichen des Deutschen Skiverbandes (DSV). Sie müssten dann entscheiden, ob sie in Zukunft auf eine fast 34-Jährige setzen wollen, die mit ihrem "Fauxpas" während der Olympischen Winterspiele in Sotschi mehr als nur eine kleine Lawine losgetreten hatte.Fit sei sie jedenfalls, verriet Sachenbacher-Stehle dem Magazin Stern: "Ich habe trainiert, nicht ganz so viel wie früher, aber doch bis zu 15 Stunden in der Woche. Ich habe schließlich mehr als mein halbes Leben lang Leistungssport betrieben. Da kann man nicht einfach so auf Null runterfahren." Dabei habe sie stets ein Gedanke begleitet: "Wofür mache ich das eigentlich? Darf ich noch mal zurückkommen?" Heinkelein glaubt fest daran: "Ich halte die Entscheidung für unhaltbar."
Sachenbacher-Stehle wurde während der Winterspiele in Sotschi das verbotene Stimulans Methylhexanamin nachgewiesen, der Weltverband IBU belegte sie am 16. Juli mit der Maximalsperre von zwei Jahren. Die erfahrene Athletin hatte den positiven Test vom 17. Februar mit der Einnahme eines verunreinigten Nahrungsergänzungsmittels erklärt. Um die Sperre anzufechten, entschloss sie sich zum Gang vor den CAS. Wann dieser sein Urteil fällen wird, ist noch offen.