Die Niederlage im Torwandschießen gegen die 16-Jährige Lea quittierte er mit einer herzlichen Umarmung, die leichten Sorge seines Präsidenten um die EM-Qualifikation zerstreute er mit Nachdruck, und die unangenehmen Doping-Fragen beantwortete er unerwartet konkret: Locker, aber auch selbstkritisch und entschlossen hat sich Bundestrainer Joachim Löw vor den ersten Länderspielen im Jahr nach dem WM-Triumph im ZDF-Sportstudio präsentiert.
Löw gestand vor dem Duell mit Asienmeister Australien am Mittwoch in Kaiserslautern und der Fortsetzung der bisher holprigen EM-Qualifikation in Georgien am Sonntag, dass man "nicht nur die Baustellen" in der Außenverteidigung und im Sturmzentrum habe, "sondern vielleicht ein paar Baustellen mehr. Die Mannschaft, die Weltmeister geworden ist, gibt es im Moment nicht. Das war eine einmalige Konstellation, da hat alles gepasst".
Deshalb betrachtet DFB-Präsident Wolfgang Niersbach die Schwächephase in der Qualifikation zur EM 2016 "nicht mit großer Sorge, aber mit ein bisschen schon". Löw beruhigte seinen Chef derweil. "Ich habe keine Sorge", versicherte er: "Wir haben bisher ein bisschen geschwächelt. Aber ich bin völlig überzeugt, dass wir das schaffen." Nach vier Spielen belegt der Weltmeister mit sieben Punkten hinter Polen (10) und punktgleich mit Schottland und Irland Rang zwei.
Freude über Rückkehrer Badstuber und Gündogan
Vor der ersten Zusammenkunft 2015 am Montag in Frankfurt/Main freut sich der Bundestrainer auf die Rückkehr der lange verletzten Stützen Ilkay Gündogan und Holger Badstuber. Dem auch bei Inter Mailand kriselnden Lukas Podolski gebe er wegen seiner Verdienste "zum jetzigen Zeitpunkt alle Unterstützung, die er braucht. Ein Treuebekenntnis für alle Zeit gibt es aber nicht".Um seine Vertragsverlängerung bis 2018 in der Vorwoche will Löw "nicht zu viel Wind machen. Wenn man Vertrauen und gemeinsame Pläne hat, macht man eben eine Vertragsverlängerung. Das sorgt für Ruhe. Aber es sind ja keine Lichtjahre". Dass er Ende 2020 deutscher Rekord-Bundestrainer werden könne, "sei nicht meine Zielsetzung". Grundsätzlich kann sich der 55-Jährige "schon vorstellen, irgendwann nochmal eine Vereinsmannschaft zu trainieren". Grundsätzlich findet er den spanischen Fußball "wahnsinnig interessant, weil der so ein bisschen meiner Philosophie entspricht".
Die Veränderungen, die er für 2015 angekündigt hat, hat Löw weiter im Blick, "aber den fertigen Masterplan gibt es noch nicht. Wir diskutieren viel, verwerfen manche Ideen und müssen auch was ausprobieren". Seine Scouts um Urs Siegenthaler hat er vor allem nach Italien und Chile ausgesandt, wo sie sich insbesondere über die dort praktizierte Dreierkette informierten. Sie könnte schon in dieser Woche zum Einsatz kommen. Vor allem aber, so Löw, "brauchen wir offensive Lösungen. Weil wir festgestellt haben, dass die Gegner immer defensiver spielen".
Löw äußert sich zum Doping-Skandal
In die Offensive ging Löw in der Diskussion um systematisches Doping beim VfB Stuttgart und dem SC Freiburg in den 70er und 80er Jahren, als Löw selbst dort gespielt hat. "Natürlich war ich das ein oder andere Mal da", sagte er mit Blick auf den umstrittenen Mediziner Armin Klümper. Wissentliches Doping bestritt er aber. Er habe "mit 18, 19 Jahren aber nicht getraut, nachzufragen und zu sagen, ich möchte das im Labor prüfen lassen", welche Mittel er da bekomme: "Mein Vertrauen in diesen Berufsstand Arzt war immens groß."Zudem habe er definitiv keinen systematischen Aufbau mit irgendwelchen Mitteln betrieben: "Ich habe ärztliche Hilfe in Anspruch genommen, wenn ich verletzt war. Das macht für mich schon einen großen Unterschied." Aus heutiger Sicht sei er "an einer schnellen Aufklärung" der Vorgänge von damals interessiert.
Zu seiner Zeit "kein Bewusstsein für Doping"
Zu seiner Zeit habe es auch "kein Bewusstsein für Doping" im Fußball gegeben: "Es gab keine Verbote, keine Kontrollen und keine Aufklärung." Dass es das alles heute gibt, hält Löw für richtig und wichtig: "Der Sport muss und soll sauber bleiben. Doping hat im Sport nichts zu suchen."Die von vielen schutzhafte Behauptung, Doping im Fußball nütze nichts, bestritt der Bundestrainer jedenfalls: "Das verstehe ich nicht. Heute weiß man, dass vor allem Anabolika im Fußball schon etwas bringen könnte. Von daher muss das mit allen Mitteln bekämpft werden."