Die neue Agenda des BVB: Wenn gewinnen keine Herausforderung mehr ist, muss man halt lernen zu verlieren. Die neue Trikotfarbe von Werder Bremen: Blutrot! Der Nachfolger von Jürgen Klinsmann: Entscheidung vertagt! Die Noten des fünften Spieltages? Fragen wir die Würfel!
"Let's roll the dice and see what happens", freut sich die sportal.de-Notenredaktion auf die englische Woche in der Bundesliga. Dabei ist uns nicht entgangen, dass der BVB sich einer neuen Strategie bedient. Wir hoffen außerdem auf das Ehrenwort von Christoph Daum und fragen uns, ob Werder Bremen eine neue Trikotfarbe benötigt, um wieder siegen zu können? Am Ende der Einstimmung auf den 5. Spieltag verraten wir exklusiv die Bewertungskriterien der Live-Redaktion. Nur soviel vorab: Schlüsseldaten, es geht um Schlüsseldaten!
Wer flippt als nächstes bei Sky90 aus?
Das Premium-Produkt der desperaten deutschen Fußball-Talkshow-Landschaft ist Sky90 mit Patrick Wasserziehr. Fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit geben sich dort die Stars die Klinke in die Hand. Wir reden hier von richtigen Stars (wie zuletzt Pele) und nicht Matze Knop, der sich als Star verkleidet, während sich Waldi Hartmann mit drei Weizen intus auf die Schenkel klopft und Hansi Müller das Feigenblatt des Fußballsachverstands mimt. Aber das war gestern, Waldi ist nun trocken- äh, sorry, abgesetzt und Sky90 heißt die Zukunft! Dort ist der knallharte Investigativ-Journalismus zu Hause. "Pele, Sie sehen so gut aus, wie machen Sie das nur", eröffnete Wasserziehr seine Schleimspur, auf der er den Rest des Abends dahin glitt.
Zur Wiedergutmachung wurde am Sonntag Christoph Daum fertig gemacht. Nicht dass wir uns missverstehen, wir haben kein Mitleid mit "Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, ich wiederhole, mein Ehrenwort"-Christoph Daum. Doch Patrick Wasserziehr wählte den Jauch-Trick, las zwar nicht aus der Berliner Zeitung, sondern ließ einen Einspieler statt seiner sprechen, der Effekt stellte sich dennoch prompt ein. Daum flippte aus.
"Ich finde die Diskussion absolut beschissen hier. Hätte ich das gewusst, wäre ich auch nicht gekommen. Ich kann das nicht ausradieren. Ich habe auch oft gesagt, ich gehe nicht mehr in irgendeine Sendung, wo das thematisiert wird." Sind Sie sicher, Herr Daum? Gehen Sie wirklich in keine Talkshow mehr? Versprochen? Ehrenwort?
Gelingt dem BVB die nächste Niederlage?
Nach einem Jahr und 31 schier endlosen Bundesliga-Spielen hat es für Borussia Dortmund am Samstag gegen den HSV bekanntlich endlich mal wieder zu einer Niederlage gereicht. "Wir wussten, dass wir heute sehr, sehr viel falsch machen mussten, um dieses Spiel zu verlieren - und das haben wir", bekannte Abwehr-Chef Mats Hummels gegenüber Sky und gab damit Aufschluss über die neue Philosophie des BVB. Offenbar war die ewige Erfolgsserie den Pöhlern aus dem Pott so langweilig geworden, dass Trainer Jürgen Klopp sich und seinem Team neue Ziele setzen musste. Wenn gewinnen keine Herausforderung mehr ist, muss man halt lernen zu verlieren.
Zwar bedurfte es dafür, wie von Hummels erwähnt, gegen einen gewohnt defensivschwachen und auch offensiv nicht überragend agierenden HSV einiger Anstrengungen. Aber der BVB wäre nicht der BVB, wenn er nicht auch diese schwierige Aufgabe meisterhaft gelöst hätte. Glück für die Dortmunder: In Frankfurt können sie unter Umständen mit weniger Aufwand zum Misserfolg kommen, schließlich sind die Hessen die Überraschungs-Überflieger der noch jungen Saison.
Armin Veh predigt zwar nach wie vor, dass es für ihn und sein Team nur um den Klassenerhalt geht. Sollte die Eintracht den Punkteschnitt der ersten vier Spieltage beibehalten, könnte dieses Ziel allerdings schon am 28. November, dem 14. Spieltag, erreicht sein. Dann hätten Veh und Frankfurt noch ausreichend Zeit und Gelegenheit, von Borussia Dortmund zu lernen und sich neue Ziele zu setzen.
Wer wird der Nachfolger von Jürgen Klinsmann?
Erinnern Sie sich noch an den 18. Mai 1996? Es muss gegen 17:08 Uhr Ortszeit im altehrwürdigen Münchner Olympiastadion gewesen sein, als ein gewisser Jürgen Klinsmann auf Vorlage von Andreas Herzog den 2:2-Ausgleich des FC Bayern gegen Fortuna Düsseldorf erzielte. Es war bis heute das letzte Gegentor, das die Fortunen in der Bundesliga kassierten. In dieser Saison bemühten sich bislang der FC Augsburg, Borussia Mönchengladbach, der VfB Stuttgart und der SC Freiburg vergeblich, einen würdigen Klinsmann-Nachfolger aufs Feld zu schicken.
Als nächstes darf sich die Spielvereinigung Greuther Fürth am schier aussichtslosen Unterfangen versuchen, den Düsseldorfern den ersten Gegentreffer der Saison beizubringen. Dass dies gelingt, darf angesichts der gerade mal zwei Fürther Saisontore bezweifelt werden, zumal das zweite von vergangenen Wochenende auf das Konto des Wolfsburger Stolperkönigs Emanuel Pogatetz geht. Tatsächlich wird der bislang einzige Torschütze der Fürther, Felix Klaus, vermutlich nicht mal in der Startformation stehen. Da die Fortuna bekanntlich auch nicht durch überragenden Offensivfußball von sich reden macht, freuen wir uns schon mal im Voraus auf ein "taktisch hoch interessantes" 0:0.
Ist Werder Bremen "zu grün zum Siegen"?
Für diese Frage danken wir dem geschätzten, wenn auch uns persönlich unbekannten Kollegen Carsten Sander von kreiszeitung.de. Nachdem der SVW am Sonntag gegen den VfB Stuttgart eine 2:0-Pausenführung aus der Hand gab und sich am Ende mit einem 2:2-Unentschieden begnügen musste, stellte der nämlich die gewagte These auf, die Bremer seien schlicht "zu grün zum Siegen". Sollte sich dies bewahrheiten, sehen die Werder-Fans bald rabenschwarz.
Denn ob man an der Weser wirklich umschwenkt und im Sinne des Erfolgs die Vereinsfarben ändert, darf doch bezweifelt werden. Welche Alternativen gäbe es auch? Etwa blutrot, um dem neuen Schlachter-Sponsor gerecht zu werden? Oder schwarz-weiß-blau, um sich den geliebten Nachbarn aus einer etwas größeren Hansestadt anzunähern? Vielleicht wird auch das beliebte Wiese-Pink vervielfacht? Doch halt! Was sollen die Auswärts-Fans singen, wenn das altbekannte "Was ist grün und stinkt nach Fisch..." nur noch zur Hälfte stimmt, weil Werder Bremen plötzlich andersfarbig daherkommt?
Aber natürlich wollte Herr Sander sich nicht für neue Vereinsfarben aussprechen, sondern zum Ausdruck bringen, dass der im Schnitt 24,64 Jahre jungen Mannschaft vom vergangenen Sonntag schlicht die Erfahrung und Abgezocktheit fehlten, den eigentlich sicher geglaubten Sieg über die Zeit zu bringen. Gewagt ist und bleibt die These dennoch. Denn zum einen war die Werder-Mannschaft, die am 2. Spieltag den HSV mit 2:0 besiegen konnte mit 24,55 Jahren noch einen kleinen Tick jünger als das Unentschieden-Team vom Sonntag. Und zum anderen glänzt zum Beispiel Eintracht Frankfurt mit vier Siegen aus vier Spielen mit einem Team, das im Schnitt 24,36 Jahre jung ist.
Übrigens: Der SC Freiburg, mit fünf Punkten aus vier Spielen immerhin Tabellen-Achter, damit drei Ränge vor Werder platziert und am Mittwoch der nächste Gegner der Elf von Thomas Schaaf, schickte in dieser Saison nie ein Team auf den Platz, das im Schnitt älter als 24,18 Jahr war. Das ist aber ebenso nur eine Randnotiz wie der Hinweis, dass die Breisgauer traditionell in schwarz-rot auflaufen.
Wohin rollen die sportal-Würfel dieses Mal?
Welchen Job brauchte ein wahrer Held am letzten Spieltag? Genau, Torhüter musste er sein! In den neun Spielen waren es in fünf Partien Keeper, die vom kicker als Spieler des Spiels ausgezeichnet wurden. Sven Ulreich (VfB Stuttgart), Marc-Andre ter Stegen (Gladbach), Rene Adler (HSV), Fabian Giefer (Fortuna Düsseldorf) und Mohamed Amsif (FC Augsburg). Allerdings unterscheiden sich die Bewertungskriterien des kickers grundlegend von den unseren. Viel profunder als das profane Paraden-Zählen der Konkurrenz ist unser sportal.de-Rundum-Spieler-Scan. Es geht um Schlüsseldaten!
So fanden wir heraus, dass Raphael Schäfer vom 1. FC Nürnberg die meisten Kilometer aller Keeper am vierten Spieltag abspulte (6,8 km/Quelle: bild.de). Lauffaul war dagegen Manuel Neuer vom FC Bayern (4,7km), was allerdings auch an der freiwilligen Selbstaufgabe der Schalker gelegen haben könnte. Hier sei eine Randbemerkung erlaubt: Bayerns Gegner scheinen in dieser Saison lieber Selbstmord aus Angst vor dem Tod zu begehen, als den Bazi-Bombern Paroli bieten zu wollen, aber zurück zu den Schnappern der Liga. Ein weiterer Held der sportal.de-Notenredaktion, die "by the way" aus drei Praktikanten und zwei Teilzeit-Putzkräften besteht, war Oliver Baumann vom SC Freiburg.
Der Breisgauer Jüngling legte den schnellsten Sprint (29,6 km/h) auf den Rasen. Mario Mandzukic (27,6 km/h), Dante (26,6) und Bastian Schweinsteiger (28,3) waren deutlich langsamer unterwegs als Keeper Baumann, aber halt, die haben ja gegen Schalke gespielt, und die Knappen hätten sich wohl auch einem Team aus Hermann Gerland und Dr. Müller-Wohlfahrt ergeben. Bernd Leno hatte übrigens keinen "Need for Speed" (15,7 km/h), denn Gladbach beschränkte sich auf das Auslachen des Gegners bei Bayers krampfhaftem Versuch, ein Tor zu erzielen.
Was lernen wir aus diesem Exkurs? Nichts, zugegeben. Oder vielleicht, dass es einen Grund gibt, warum der Autor dieser Zeilen nicht an der Notenvergabe beteiligt ist? Ja, das auch, wichtiger bleibt aber festzuhalten: Bewertungskriterien müssen wissenschaftlichen Maßstäben entsprechen. So haben wir versucht, die internationale Fachkraft Lukas Podolski für die Notenvergabe zu gewinnen, der für seine schonungslose Analysen bekannt ist: "Fußball ist wie Schach, nur ohne Würfel." Leider musste Prinz Poldi absagen, so bleibt es weiter an uns, den richtigen Winkel und Schwung beim Werfen der Notenwürfel zu finden. Also, auf gehts: Roll the dice for playday five!