Brasilien eröffnet am Mittwoch in Fortaleza den zweiten Confed-Cup-Spieltag mit der Partie gegen Mexiko. Das Spiel hat nicht nur vorentscheidenden Charakter für die Gruppe A, es geht auch um eine offene Rechnung.
Vor einem Jahr verlor Brasiliens Olympiamannschaft um Neymar das Finale von London gegen Mexiko. Eine Wiederholung soll es nicht geben.
Dank des nicht immer glanzvollen, aber letztlich lockeren 3:0-Siegs gegen Japan kann Brasilien mit einem weiteren Dreier gegen Mexiko bereits ins Halbfinale einziehen. Mexiko, das mit 1:2 gegen Italien ins Turnier gestartet ist, wäre bei einer Pleite gegen die Selecao dagegen ziemlich sicher raus. Auf dem Papier sind die Rollen also klar verteilt: Hier der Favorit und Gastgeber, dort der mit dem Rücken zur Wand stehende Underdog.
Doch so einfach ist es nicht. Wenn Brasilien einen Angstgegner hat, dann ist es wohl CONCACAF-Meister Mexiko. Seit der 3:4-Pleite im Finale des Confed Cup 1999 hat Brasilien nur drei der letzten 14 Duelle gegen die Tri gewonnen, achtmal gingen die Mexikaner als Sieger vom Platz.
Respekt vor dem Angstgegner
Brasilien Trainer Luiz Felipe Scolari weiß um diese Problematik: "Mexiko ist für uns wie ein Stein im Schuh." Auch Kapitän Thiago Silva wirkt fast ein wenig ratlos, wenn er sagt: "Mexiko ist immer schwer zu spielen. Seit einiger Zeit ist da bei uns einfach der Wurm drin."
Der 28-Jährige weiß, wovon er spricht. Immerhin stand er am 11. August 2012 im Londoner Wembley Stadion gemeinsam mit seinen Selecao-Kollegen Marcelo, Oscar, Lucas, Hulk und Neymar in genau der Mannschaft, die im Kampf um Olympiagold Außenseiter Mexiko mit 1:2 unterlag.
Auch die Mexikaner stellen mit Schlussmann Jose Corona, Carlos Salcido, Giovani dos Santos und fünf weiteren Spielern eine ganze Armada, die in London dabei war.
"Keine Revanche"
Auch wenn voraussichtlich mindestens acht Protagonisten von London auf dem Rasen stehen werden, sehnt Silva in der Partie am Mittwoch allerdings "keine Revanche" herbei, sondern "ein Spiel, das für meine Karriere und die Selecao wichtig ist."
Auch Neymar, der Brasilien durch sein Traumtor zum 1:0 gegen Japan bereits nach 172 Sekunden erlöst hatte, sträubt sich gegen den Brückenschlag in die Vergangenheit: "Das ist ein anderer Wettbewerb, eine andere Mannschaft, ein anderer Augenblick."
Der Respekt ist dennoch unverkennbar vorhanden, doch das beruht auf Gegenseitigkeit. So verweist Mexikos Verteidiger Francisco Rodriguez auf die gute Form der Selecao und appelliert: "Wir müssen versuchen, die Ruhe zu bewahren. Wenn wir uns reinhängen und bis zum Ende kämpfen, ist alles möglich."
Hype um die Selecao nimmt stetig zu
Einen unverhofften Verbündeten könnten die Mexikaner in der stetig wachsenden Euphorie im Land des Zuckerhuts haben: Vor dem Teamhotel der Selecao kampieren kreischende Teenager Tag und Nacht.
Am Montagabend eroberten außerdem rund 1000 Fans den Trainingsplatz. Die Übungseinheit war ursprünglich als nichtöffentliches Training angesetzt. Schnell entstand eine regelrechte Volksfeststimmung. Straßenhändler stürmten herbei und verkauften Eis, Getränke und Devotionalien. Dabei ist gerade einmal Vorrunde - und zwar nicht etwa bei der WM, sondern beim Confed Cup.
Voraussichtliche Aufstellungen:
Brasilien: Cesar - Alves, Silva, Luiz, Marcelo - Gustavo, Paulinho - Hulk, Neymar, Oscar - Fred
Mexiko: Corona - Flores, Maza, Moreno, Salcido - Aquino, Zavala, Torrado, Guardado - dos Santos, Chicharito
Autor: Marco Heibel