Nach dem Boykott des lettischen Teams erwägen auch Österreichs Bob- und Skeletonfahrer, der WM in Sotschi (13. bis 26. Februar) fernzubleiben. "Unter Umständen ist ein WM-Boykott schon vorstellbar", da WM-Gastgeber Russland des Staatsdopings "praktisch überführt" sei, sagte ÖBSV-Präsident Roman Schobesberger dem Standard.
Dass die WM ausgerechnet in Sotschi stattfinden soll, sei "ein weiteres Problem", sagte Schobesberger. Noch vor Weihnachten könnte es deshalb zu diesem Thema eine ÖBSV-Vorstandssitzung geben.
Der zweite McLaren-Report hatte ein staatlich gestütztes Dopingsystem in Russland bestätigt. Insgesamt sollen über 1000 Sportler von Doping-Vertuschung profitiert haben, unter anderem bei den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi. Verdächtigt wird auch Bob-Doppel-Olympiasieger Alexander Subkow, der seit Juni der Präsident des russischen Verbandes ist. Der 42-Jährige weist alle Anschuldigungen zurück.
Der Schweizer Verband hält sich dagegen genau wie der deutsche mit Boykott-Erwägungen hinsichtlich der WM in Sotschi zurück. "Ob der Austragungsort der Bob- und Skeleton-WM aufgrund des letzte Woche veröffentlichen McLaren-Reports immer noch Sotschi sein soll, muss in erster Linie vom IOC und vom internationalen Verband IBSF entschieden werden", teilte Swiss Sliding am Montag mit.
"Genug ist genug"
Man vertrete die Meinung, dass 2017 eine WM ausgetragen werden müsse, auf welcher Bahn auch immer. Dies sei eine Verpflichtung der IBSF gegenüber den Athleten, Sponsoren und Partnern von Swiss Sliding und anderen Nationalverbänden.
Offiziell hält die IBSF am Standort Sotschi fest, angeblich erwägt der Weltverband aber noch immer eine Verlegung der WM nach Deutschland an den Königssee.
Die Diskussion nahm am Sonntag neue Fahrt auf, nachdem die Letten um Skeleton-Weltmeister Martins Dukurs offiziell einen WM-Boykott bekannt gegeben hatten. "Nach den jüngsten Enthüllungen sagen wir: Genug ist genug. Während unser Weltverband den McLaren-Report noch immer 'lesen und verdauen' will, werden wir tun, was wir können. Wir werden mit Freude die Weltmeisterschaft auf jeder Bahn der Welt austragen. Aber wir werden nicht an den Weltmeisterschaften in Sotschi teilnehmen. An einem Ort, wo 2014 der olympische Geist gestohlen wurde", teilte der lettische Bob- und Skeletonverband mit.