Laura Dahlmeier ballte die Hand zur Faust und sank strahlend in den Schnee: Mit ihrem furiosen Sturmlauf zu WM-Silber hat Deutschlands Biathlon-Ass für den nächsten sportlichen Glanzpunkt gesorgt und dabei das düstere Dopingthema überstrahlt. Völlig unbeeindruckt von der provisorischen Sperre der dopingverdächtigen Russin Jekaterina Glasyrina musste sich die fehlerfreie Dahlmeier im Sprint von Hochfilzen nur Gabriela Koukalova (Tschechien) geschlagen geben. Bronze holte Anais Chevalier (Frankreich).
"Ich freue mich wahnsinnig. Das war das perfekte Rennen für mich", sagte Dahlmeier im ZDF: "Mein Anspruch ist, dass ich meine Bestleistung zeige. Das ist mir gelungen, Gabi war eben schneller." Im Ziel fehlten Dahlmeier nur 4,0 Sekunden zu Gold. Für den Verfolger am Sonntag ist das eine hervorragende Ausgangsposition, die auch die Sprint-Sechste Vanessa Hinz (Schliersee/+37,9) hat.
Für die 23-jährige Dahlmeier war es nach dem Triumph mit der Mixedstaffel bereits die zweite WM-Medaille im Pillerseetal und die saisonübergeifend siebte in Serie. Letzte deutsche Goldmedaillengewinnerin über 7,5 km bleibt Rekordweltmeisterin Magdalena Neuner, die 2012 in Ruhpolding gesiegt hatte. "Die zweite Medaille im zweiten Rennen, das ist toll. Ich fühle mich hier einfach heimisch", sagte Dahlmeier.
Dass die Medaillenjagd für Dahlmeier kein Selbstläufer werden sollte, hatte sich in den zurückliegenden Wochen angedeutet. Zum einen kamen die Konkurrentinnen besser in Schwung, auf der anderen Seite zeigte Dahlmeier am Schießstand ungewohnte Schwächen. Auch beim goldenen Auftakt mit der Mixedstaffel benötigte sie insgesamt vier Nachlader.
Schießen nach Plan
Am Freitag verlief im ersten Anschlag hingegen alles nach Plan, lediglich einer der fünf Liegendschüsse streifte den Rand der schwarzen Scheibe - die im nächsten Augenblick dennoch umklappte. Auch bei der zweiten Einlage leistete sich Dahlmeier keinen Fehler, sie sprang auf und absolvierte die Schlussrunde in rasantem Tempo.
Mit Silber untermauerte Dahlmeier die Hoffnungen auf einen Medaillenregen. Mit vier Saisonerfolgen, vier zweiten Plätzen und einem dritten Rang aus 13 Rennen hatte sie in diesem Winter fast immer das Podest erobert - sie war auch deshalb als Top-Favoritin in das Rennen gegangen. Als es darauf ankam, enttäuschte sie nicht.
Glasyrina kurzfristig suspendiert
Knapp zwei Stunden vor dem Startschuss hatte das schier endlose Thema Doping den Sport wieder einmal in den Hintergrund gerückt, als der Weltverband IBU die Sanktion gegen Glasyrina verkündete. Die Arbeitsgruppe, welche die Ermittlungen gegen noch sieben russische Athleten fortführen und den McLaren-Report genau studieren soll, war bei ihren Untersuchungen auf Auffälligkeiten bei Dopingproben der 29-Jährigen gestoßen. Demnach müsse Glasyrina vorläufig aus dem Verkehr gezogen werden, da einige Proben verbotene Mittel enthalten haben und manipuliert worden sein könnten.
"Sie ist suspendiert worden, weil ein Dopingfall sehr wahrscheinlich ist. Zu den Einzelheiten kann ich mich noch nicht äußern, wir wollen die Aufklärung lückenlos betreiben", sagte Nicole Resch, die Generalsekretärin der IBU: "Es war uns wichtig, das noch vor dem Wettkampf zu tun, denn sie war dafür eingeschrieben."
Am Samstag (14.45 Uhr/ZDF und Eurosport) steht der Sprint der Männer an, Simon Schempp greift dann nach der ersten Einzelmedaille seiner Karriere. "Ich will das perfekte Rennen. Und es wäre echt super, wenn es mit der Medaille dann sofort klappen würde", sagte Schempp dem SID. Zu den größten Rivalen gehören neben dem Gesamtweltcup-Führenden Martin Fourcade (Frankreich) der Russe Anton Schipulin und der Norweger Johannes Thingnes Bö.