Simon Schempp schüttelte im Ziel enttäuscht den Kopf. Der Hoffnungsträger der deutschen Biathleten verpasste als Achter des WM-Sprints von Oslo nicht nur die erhoffte Medaille, ein Sturz kurz vor der Ziellinie verdarb dem Schwaben in Norwegen völlig den Tag. "Die Platzierung ist nicht so verkehrt, aber der Zieleinlauf trübt einiges. Ich bin schon traurig, dass so etwas passiert ist", sagte Schempp.
Der 27-Jährige gab auf dem letzten Metern am Holmenkollen alles, verhakte sich dann mit seinen Skistöcken und konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten. "Da hat man enorm Laktat drin. Arg viel geht da nicht mehr und dann leidet auch die Koordination drunter", sagte der Uhinger: "Dann hat es mich um die eigene Achse gedreht und ich habe gelegen. Das war wirklich absolut scheiße."
Die angestrebte erste WM-Einzelmedaille seiner Karriere hätte Schempp auch ohne den Fauxpas nicht gewonnen, denn er leistete sich einen Schießfehler und hatte beim Sieg des fehlerfreien Franzosen Martin Fourcade 43,8 Sekunden Rückstand. Der norwegische Altmeister Ole Einar Björndalen (+26,9 Sekunden zurück) gewann im Alter von 42 Jahren als Zweiter seine 41. WM-Medaille. Bronze ging an den Ukrainer Sergej Semenjow (+27,6).
Pfeiffer holt Kohlen aus dem Feuer
"Ein Fehler kann in einem Sprint mal passieren, es war aber klar, dass die Medaillenränge mit null Fehlern vergeben werden. Dafür sind die Bedingungen gut gewesen", sagte Schempp, der nun in der Verfolgung am Sonntag angreifen will: "Die läuferische Verfassung gibt Auftrieb. Ich hoffe, dass ich dann bis zur Ziellinie durchziehen kann."
Bester Deutscher wurde Staffel-Weltmeister Arnd Peiffer (Clausthal-Zellerfeld) mit 42,1 Sekunden Rückstand auf Rang sieben. "Ich habe nicht den allerbesten Tag gehabt, aber immerhin noch das Optimum herausgeholt. In der letzten Runde habe ich mich sehr schwer getan", sagte Peiffer, der mit seinem Triumph aus dem Jahr 2011 vorerst letzter deutscher Sprintweltmeister bleibt.
Schempp wollte dies ändern, er war nach vier Siegen in dieser Saison - davon alleine drei im Sprint - als heißer Medaillenkandidat in das Rennen gegangen. Und er war auch ein bisschen um Wiedergutmachung bemüht, da er im Vorjahr bei der WM-Windlotterie in Kontiolahti sieben Fehler geschossen und als 77. des Kurzrennens sogar die Verfolgung verpasst hatte.
Doch in Oslo unterlief im gleich im ersten Anschlag ein Schießfehler. Nach der Strafrunde lag er schon zu deutlich hinter seinem großen Widersacher Fourcade, mit dem er sich in diesem Winter zahlreiche Duelle auf Augenhöhe geliefert hatte. Die fünf Patronen im Stehendschießen fanden hingegen allesamt ihr Ziel, und auf der Schlussrunde zündete Schempp auch noch einmal den Turbo, wurde dafür aber nicht belohnt.
In seiner Paradedisziplin holte damit Peiffer für den DSV die Kohlen aus dem Feuer. Der 28-Jährige hatte im Ziel nur 14,5 Sekunden Rückstand zum Bronzerang.
Peiffer, der gemeinsam mit Schempp, Franziska Preuß und Franziska Hildebrand zum Auftakt Silber in der Mixedstaffel gewonnen hatte, kann im Jagdrennen voll angreifen. Obwohl er erst vor drei Wochen bei einem Sturz in Presque Isle/USA mit dem Kopf gegen einen Baum geprallt war und eine mittelschwere Gehirnerschütterung erlitten hatte, zeigte er eine ausgezeichnete Leistung.
Das gelang den weiteren Deutschen nicht. Sowohl Benedikt Doll (Breitnau/33.) mit zwei Fehlern als auch Erik Lesser (Frankenhain/19.) mit deren drei haben wegen des großen Zeitrückstands auf Fourcade von mehr als einer Minute in der Verfolgung kaum eine Chance auf Edelmetall. Besonders bitter ist das für Lesser, der als Titelverteidiger starten wird.