Das neue T-Shirt lag bereit, es war schnell übergezogen, dann gingen die Spieler von Hertha BSC zu ihren Anhängern und feierten. "Schon Weihnachten und wir noch im Pokal", steht auf dem kurzärmeligen Stück Stoff, das nach dem bemerkenswert souveränen 2:0 (1:0) im Viertelfinale des DFB-Pokals beim 1. FC Nürnberg auch umgehend online zu kaufen war - für 12,95 Euro. Es ist nur ein T-Shirt, es beschreibt nur eine Momentaufnahme - aber es passt zur neuen Hertha.
Diese neue Hertha, die gerade die beste Hinrunde seit der Saison 2008/09 unter dem Trainer Lucien Favre spielt, gibt sich selbstironisch und selbstbewusst. Das zeigt das T-Shirt - das zeigt sich aber vor allem auf dem Platz. Der Club hatte nicht den Hauch einer Chance. Die Berliner spielten derart abgezockt, dass der Nürnberger Trainer Rene Weiler hernach sagte: "Man hat gesehen, dass wir nicht die Qualität haben, um so einen Gegner schlagen zu können."
Nach Nürnberg wartet nun im Februar im 1. FC Heidenheim ein weiterer Zweitligist auf die Berliner, logisch, dass sie in der Hauptstadt bereits von der ersten Halbfinalteilnahme des Vereins seit 1993 träumen - allerdings: Damals waren es die Amateure der Hertha, die sogar bis ins Endspiel einzogen und erst dort Bayer Leverkusen unterlagen (0:1). "Es gibt keine Diskussion", sagte Kapitän Fabian Lustenberger zur günstigen Auslosung: "Da müssen wir unseren Job erledigen - fertig!"
Nur die Anhänger passten nicht
Die erste Mannschaft der Hertha hat es bislang nur zweimal ins Halbfinale und danach auch ins Endspiel geschafft, 1977 (0:1 gegen den 1. FC Köln) und 1979 (0:1 n.V. gegen Fortuna Düsseldorf) - jetzt ist die Chance so groß wie nie, endlich ein Heim-Endspiel zu haben. "Der Pokal-Traum geht weiter", betonte Sport-Geschäftsführer Michael Preetz und versicherte zugleich, Heidenheim werde nicht unterschätzt werden: "Diese Aufgabe werden wir gewissenhaft angehen und dann lösen."
Das Einzige, was am Mittwochabend überhaupt nicht passte, waren die Anhänger der Berliner. Nach dem 1:0 durch Vladimir Darida (32.) entzündeten sie Bengalische Feuer und schossen Feuerwerkskörper bis in den Innenraum. Schiedsrichter Tobias Stieler (Hamburg) sah sich gezwungen, das Spiel für gut zwei Minuten zu unterbrechen. Nach dem 2:0 durch John-Anthony Brooks (65.) wiederholten sich die Vorfälle - diesmal wurde weitergespielt. Der DFB-Kontrollausschuss ermittelt.
Hertha-Trainer Pal Dardai bat nach dem Spiel um Verzeihung - die Anhänger hätten halt schon lange nichts mehr zu feiern gehabt. Jubeln sollen sie noch einmal am Sonntag, nach dem Spiel gegen Mainz 05. "Wir müssen diese Spannung für diese paar Tage noch hochhalten", sagte Dardai, "denn die Jungs spielen körperlich am Limit." Aber bald ist ja Weihnachten - und das Pokal-Viertelfinale erst im Februar.