Zwei titellose Jahre sind genug - die fehlenden Erfolge haben Bayern München zum besten Saisonstart der Clubgeschichte gepusht. Durch das 2:0 über Schalke liegt man nach vier Spieltagen der Bundesliga bereits fünf Punkte vor dem BVB. Was heißt das für den Titelkampf?
"Wir müssen unsere Leistung abrufen - dann wird es sehr schwer, uns zu verdrängen", erklärte Philipp Lahm selbstbewusst, nachdem die Bayern das Spiel in Gelsenkirchen über weite Strecken bestimmt hatten und nur gegen Ende der ersten Hälfte kurzzeitig in Bedrängnis gekommen waren, der Doppelschlag von Toni Kroos (55.) und Thomas Müller (58.) die Verhältnisse aber schnell gerade rückte. "In der zweiten Hälfte waren wir die klar bessere Mannschaft", analysierte Manuel Neuer.
"Bayern sind weit voraus", konstatierte auch Schalke-Trainer Huub Stevens, dessen Team vor der Partie von Franz Beckenbauer und Karl-Heinz Rummenigge noch zum Mitfavoriten auf den Meistertitel erhoben worden war. Der Vorstandsboss des FC Bayern München ordnete den Sieg daher im Anschluss auch als "Big Point" gegen einen "Titelanwärter" ein. Übermutig wird bei den Münchnern aber weder durch den Sieg, noch durch die Niederlage des BVB in Hamburg, die Dortmund zunächst einmal fünf Zähler hinter dem Rekordmeister zurückfallen ließ, niemand.
"Wir sind zufrieden mit der Tabellensituation, aber wir sind nicht wunschlos glücklich. Es ist noch eine lange Strecke", erhob Rummenigge mahnend den Zeigefinger und wollte damit mögliche Selbstüberschätzung im Kader der Bayern damit schon im Keim ersticken. Und auch trotz der vier Siege zum Saisonstart ist noch viel Luft nach oben. Positiv sind das mittlerweile deutlich schnellere und direktere Spiel der Bayern hervorzuheben, die die ohnehin schon in den letzten Jahren große Dominanz noch verstärken.
Konkurrenzkampf beflügelt Bayern München
Natürlich ist bei allen Siegen und Erfolgen hie und da noch etwas Sand im Getriebe, wie die zweite Hälfte der ersten Hälfte zeigte. "Vor der Pause hatte Schalke eine große Drangperiode. Da waren wir froh, als der Halbzeitpfiff kam", merkte Trainer Jupp Heynckes kritisch an. Doch vor allem die deutlich dickere Personaldecke im Kader macht sich bereits jetzt positiv bemerkbar.
Vor allem scheint der größere Konkurrenzkampf und die damit verbundene Rotationsmöglichkeit für den Trainer die Spieler zu beflügeln. Allen voran Matchwinner Müller. "Ich habe mich geärgert, weil ich den einen oder anderen Ball nicht stoppen konnte - als ob ich in der Kreisklasse spiele", bekannte Müller nach einigen Faux Pas nach Wiederanpfiff und dankte seinen Kollegen: "Die haben mir danach trotzdem noch den Ball gegeben." Nicht zu ihrem Schaden, denn Müller bedankte sich mit Assist und Tor.
Auch Kroos, der das erste Tor schoss, spielt wieder deutlich selbstbewusster und damit auch besser als in der Vorsaison. "Es ist viel Konkurrenz da, er kann sich nicht ausruhen", meinte Jupp Heynckes laut rp-online.de. Gleiches gilt für Bastian Schweinsteiger nach seiner Seuchensaison im Vorjahr.
Bayern München: Mian-san-Mia, aber keine Überheblichkeit
Der Glaube an die eigene Stärke, an das Mia-san-Mia scheint bei Bayern zurück zu sein. Und die Angst der Gegner vor den Münchnern. "Man hat gesehen, was in den Bayern steckt. Sie hatten gute Ballstafetten. Für uns war es teilweise schwer, überhaupt an den Ball zu kommen", musste auch Schalkes Benedikt Höwedes schon fast ehrfurchtsvoll anerkennen.
Fünf Punkte liegt Schalke nun bereits nach vier Spieltagen hinter den Bayern - genau wie Borussia Dortmund. Kein Grund jedoch für die Bayern um abzuheben und schon wieder über Ferngläser zu fabulieren. "Wir hatten letzte Saison auch mal acht Punkte Vorsprung auf Dortmund - und wir wissen alle wie es ausgegangen ist", stoppte Rummenigge unmissverständlich alle Spekulationen über Vorentscheidungen.