Die Studie zur Aufarbeitung der DDR-Sportgeschichte in Thüringen und der damit verbundene Streit um den Landessportbund-Hauptgeschäftsführer Rolf Beilschmidt sorgt weiter für Unruhe. "Es ist ein deutlicher Fall, aber er ist nicht extremer als in den anderen Ländern", sagt Ines Geipel, Vorsitzende des Doping-Opfer-Hilfevereins (DOH) dem SID am Rande einer Podiumsdiskussion in Erfurt: "Es ist in Thüringen ein bisschen forcierter, weil man hier einen belasteten LSB-Geschäftsführer hat. Die Aufarbeitung hier ist ein Pilotprojekt für andere Länder."
Gegen den ehemaligen Weltklasse-Hochspringer Beilschmidt waren im Oktober des vergangenen Jahres erneute Stasi-Vorwürfe bekannt geworden. Beilschmidt war nach der Wende von 1991 bis 2001 Leiter des Olympiastützpunktes Thüringen. Im Anschluss wurde er Hauptgeschäftsführer des LSB. Der DOH hatte wiederholt den Rücktritt Beilschmidts als auch des gesamten geschäftsführenden LSB-Präsidiums gefordert.
Auch die Stasi-Kommission des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) hatte sich mit dem Fall beschäftigt. Diese kam zu dem Ergebnis, "dass die Belastungen nicht ausreichen, die Abberufung von Herrn Beilschmidt [...] (ausdrücklich) zu empfehlen". Dennoch hatte die Kommission von "Makel" gesprochen.
Lob und Kritik gab es auf der Podiumsdiskussion dagegen für die Studie zur Aufarbeitung des DDR-Sports. Diese fand nach internem Streit anstelle der ursprünglich geplanten Buchpräsentation statt. Neben der Autorin Jutta Braun fehlte bei der Diskussion auch ein Vertreter des LSB.
"Eine unhaltbare Situation"
"Es ist die Frage, wie die Studie aufgenommen wird und welche Konsequenzen man daraus zieht. Das Material ist im Grunde deutlich", sagte Geipel. Zur Causa Beilschmidt heißt es in der Studie, dass dessen ursprüngliche Aussage, mit seiner Stasi-Tätigkeit keinen anderen Personen geschädigt zu haben, "in dieser Form nicht zutreffend ist".
Braun hatte im Vorfeld ihre Teilnahme an einer Präsentation abgesagt, um sich nicht politisch instrumentalisieren zu lassen und von verbalen Angriffen berichtet. "Es war eine unhaltbare Situation, die mich zur Absage bewogen hat - als Zeichen", hatte sie in einem Interview mit der Thüringer Allgemeinen erklärt. Ihr sei vorgeworfen worden, "dass ich keine politischen Tatsachen schaffen würde, dass ich eine Protagonistin von Landessportbundchef Peter Gösel und LSB-Hauptgeschäftsführer Rolf Beilschmidt sei. Und wenn am Ende nicht der Rücktritt des durch Stasi-Mitarbeit belasteten Beilschmidt stünde, sei die ganze Studie nichts wert".
Auch das ehemalige DOH-Mitglied Uwe Trömmer, 1980 Vize-Weltmeister im Bahnradsport, hatte in einem Interview Kritik an den Opfervertretern geäußert. Dieser widersprach Geipel jedoch deutlich. "Dass, was in dem Interview gesagt wurde, entspricht nicht der Realität. Er weiß nichts von unserer Arbeit, er ist zwei Jahre raus aus dem DOH", sagte Geipel: "Eine Verunglimpfung der anderen und eine gleichzeitige öffentliche Anbiederung an den LSB - das finde ich eine schwierige Position."