DeMarre Carroll lag unter dem Korb, fasste sich immer wieder an sein Knie und schlug unter Schmerzen mit den Fäusten auf den Boden. Wenig später humpelte der Basketballer in die Kabine der Atlanta Hawks, gestützt auf beiden Seiten. "Das will keiner sehen", sagte Dennis Schröder. Die deutsche NBA-Hoffnung war sichtlich mitgenommen von der schlimmen Szene.
Schröder und sein Team haben nicht nur das Auftaktspiel des Play-off-Halbfinales verloren, sondern in Carroll eine ganz wichtige Stütze - vor allem in der Abwehr. Eine MRT-Untersuchung am Donnerstag ergab zwar "nur" eine Stauchung im linken Knie, dennoch sieht es nicht so aus, als wird der Forward in der Nacht zum Samstag (02.30 Uhr) dabei sein, wenn es darum geht, das 89:97 gegen die Cleveland Cavaliers um Superstar LeBron James auszubügeln.
"Wir müssen einfach so weiterspielen wie immer in diese Saison", sagte Schröder beinahe trotzig: "Wir wollen als Team verteidigen. Jeder muss da mitmachen, egal wer auf dem Feld steht." Nach dem verpatzten Start waren Carroll und die möglichen Folgen seines Missgeschicks dennoch Thema Nummer eins. Die Frage, wer den Edelverteidiger als James-Bewacher ersetzt, sah Schröder trotzdem gelassen: "Wir haben einige Leute dafür. Kent Bazemore zum Beispiel ist ein super Verteidiger."
Wie in der vorherigen best-of-seven-Serie gegen die Washington Wizards (4:2) gab Atlanta sein erstes Heimspiel und damit auch seinen Heimvorteil ab. Spiel zwei findet erneut zu Hause statt, eine weitere Niederlage können sich die Hawks nicht erlauben, ansonsten wird es auf dem Weg zum erträumten ersten Titel der Vereinsgeschichte ganz schwierig.
Schröder kam auf 18:32 Minuten Einsatzzeit und erwischte vor den Augen von Box-Weltmeister Floyd Mayweather keinen guten Abend. Der 21 Jahre alte Point Guard erzielte nur sechs Punkte. Topscorer seines Teams war Jeff Teague (27 Zähler). Atlanta startete gut, doch Cleveland dominierte zu weiten Teilen die zweite Hälfte.
Die Cavaliers konnten sich einmal mehr auf James verlassen, mit 31 Punkten war der Superstar Topscorer der Partie. Der starke Bankspieler J.R. Smith steuerte 28 Punkte bei. Dagegen hatte Atlanta große Probleme, gerade an der Dreierlinie. Nur vier von 23 Versuchen waren erfolgreich - Smith machte alleine acht.
"Sie haben wichtige Würfe getroffen. Wir müssen im zweiten Spiel besser sein", sagte Schröder. Mit besonderen Maßnahmen rechnete der Braunschweiger nicht. "Wir werden uns morgen das Video anschauen und uns anhören, was die Trainer zu sagen haben."
Dass ein schlechter Auftakt nichts heißen muss, hat die Serie gegen Washington gezeigt. Deshalb bleibt Schröder ruhig. "Ich weiß, dass wir zurückkommen können", sagte der Nationalspieler. "Wir haben in der Saison bewiesen, dass wir jeden Gegner schlagen können. Wir konzentrieren uns auf uns selbst, gehen aufs Feld und spielen hart."
Mit Selbstkritik sparte Schröder nicht. "Ich muss einen besseren Job machen, wenn ich zum Korb ziehe. Und ich muss meine freien Mitspieler finden."