Eine Lederhose hatte Arturo Vidal noch nicht an, was "Mia san mia" bedeutet, "weiß ich nicht", bekannte er - aber verinnerlicht hat er das Klubmotto des FC Bayern bereits. Kaum hatte der Chilene seine Unterschrift unter den Vertrag bis 2019 mit einer Option bis 2020 gesetzt, da formulierte der "Krieger" gewohnt kämpferisch das große Ziel mit dem FC Bayern: das Triple.
"Ich hoffe, dass mir das mit dem FC Bayern gelingt. Das muss das Ziel sein", sagte der 28 Jahre alte Chilene, der das Triple in der vergangenen Saison mit Juventus Turin im Endspiel der Champions League gegen den FC Barcelona (1:3) knapp verpasst hatte. Und er will nach seiner Rückkehr nach Deutschland vor allem auch "die Bundesliga gewinnen". Mit Bayer Leverkusen ist Vidal das damals nicht geglückt.
Die Bayern wiederum streben ihren vierten Meistertitel in Serie an - und dafür haben sie Vidal geholt. Sportvorstand Matthias Sammer erklärte sinngemäß, dass bei der Analyse der Mannschaft Defizite erkannt worden seien, die der Neue wettmachen soll. Vidal sei stark, kräftig, er schieße Tore, kurzum: Er verkörpere einen "Siegertypen", seine Spielweise sei "beeindruckend", "etwas Besonderes".
Königstransfer des FCB
Dieses besondere Etwas ist den Münchnern, die in ihrer Historie das Triple erst einmal gewonnen haben, eine Ablöse von angeblich 35 Millionen Euro sowie ein Gehalt für Vidal von mutmaßlich zehn Millionen Euro pro Jahr wert. Der Chilene ist der zweite große Sommertransfer des FC Bayern nach Douglas Costa, der für 30 Millionen von Schachtjor Donezk kam und als Außenbahnspieler eingesetzt werden soll.
Die Zeit bei Juventus sei schön gewesen, sagte Vidal, aber nun gehe für ihn mit dem Transfer zu einem der "drei besten Vereine der Welt" ein Traum in Erfüllung: "Ich möchte einen weiteren Schritt in meiner Karriere machen - und ich will die Champions League gewinnen." Dass Vidal nebenbei den ohnehin heftigen Konkurrenzkampf bei den Bayern verschärft, ist laut Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge so gewollt.
Eine Portion "Extra-Qualität"
Die Erwartungen an Vidal sind hoch. Arjen Robben lobt eine Portion "Extra-Qualität". Weltmeister Manuel Neuer würdigt ihn als "sehr aggressiven Mittelfeldspieler, der auch dahin geht, wo's weh tut. Und er kann natürlich als Südamerikaner auch was am Ball." So einen Spieler gebe es "nicht so oft", hatte Ex-Trainer Jupp Heynckes, der Vidal aus gemeinsamen Leverkusener Zeiten sehr gut kennt, zuletzt schon betont.
Welche Ansprüche Vidal selbst hegt, zeigt auch ein großes Tattoo auf seinem durchtrainierten Bauch: "Il Campione", der Champion, ist da zu lesen. Damit passt der Chilene perfekt zum FC Bayern und dessen "Mia san mia"-Mentalität. Mit dem Motto konnte Vidal bei seiner Vorstellung erst mal nichts anzufangen, nach der Übersetzung kamen ihm die drei Wörter aber schon perfekt über die Lippen.
Bewegte Vergangenheit
Vidal war am Montagabend nach seinem Urlaub in München gelandet. Zuvor hatte er in Santiago de Chile nach einem Unfall unter Alkoholeinfluss noch einige Sozialstunden ableisten müssen. Am Rande der Copa America hatte Vidal seinen Ferrari zu Schrott gefahren und für reichlich Aufregung gesorgt. Unter Tränen entschuldigte er sich für seinen Fehltritt.
Die Bayern hatten 2011 schon einmal Interesse gezeigt, nachdem Vidal in 117 Bundesligaspielen für Leverkusen auf sich aufmerksam gemacht hatte. Der Nationalspieler zog aber Juve vor, weshalb ihn Rummenigge zur Münchner "Persona non grata" erklärt hatte. Seine Kritik nahm der Bayern-Boss inzwischen zurück, Vidal wiederum betonte: "Jetzt fühle ich mich bereit, das Trikot des FC Bayern zu tragen."