Insgeheim träumt Arthur Abraham vielleicht schon vom Mega-Fight gegen Felix Sturm im Berliner Olympiastadion, doch zunächst muss der Weltmeister den Montenegriner Nikola Sjekloca aus dem Weg räumen. "Vernichten" will er ihn am Samstag im Berliner Velodrom, sagt der 34-jährige Abraham: "Wenn man auf Weltklasse-Niveau boxt, ist egal, wer da kommt."
Für Abraham geht es vor mehr als 5000 Zuschauern aber längst nicht nur um die erfolgreiche Verteidigung seines WBO-Titels im Supermittelgewicht. Nach dem angekündigten Ausstieg der ARD aus der TV-Übertragung vom Profiboxen in der bisherigen Form zum Jahresende steht in Berlin auch die Zukunft des Sauerland-Boxstalls auf dem Spiel.
Abraham will schlagkräftige Argumente dafür liefern, dass sich die Live-Übertragung seiner Kämpfe lohnt - und darauf ist er besser vorbereitet als vor vergangenen Fights. Von Gewichtsproblemen früherer Tage ist nichts zu sehen. "Es ist gut, dass ich diesmal nur eine kurze Pause mache - so habe ich nicht wieder bei null in der Vorbereitung angefangen", sagte der gebürtige Armenier: "Pause machen kann ich mit 40, wenn ich Knabbereien vor dem Fernseher verschlinge."
"Mein Traum vom WM-Titel wird Realität werden."
Lediglich zwei Monate, nachdem Abraham sich den WM-Gürtel im dritten Kampf gegen Robert Stieglitz Anfang März gesichert hatte, tritt er gegen den mittlerweile bescheidenen Sjekloca (35/"Ich bedanke mich für diese große Chance") an. Laut Abraham ist es in seiner Karriere der kürzeste Abstand zwischen zwei WM-Kämpfen. Sjekloca will daraus einen Vorteil ziehen: "Mein Traum vom WM-Titel wird Realität werden."Abraham steigt als Favorit in den Ring, den er in seinen 43 Profikämpfen bislang 39-mal als Sieger verlassen hat. Dabei feierte der 1,78 m große Linksausleger 28 K.o.-Siege und musste sich nur vier Mal geschlagen geben. Trainer Ulli Wegner attestierte "King Arthur" eine gute Form und hofft ebenfalls, dass die WM-Kämpfe weiterhin live auf der ganz großen Bühne übertragen werden: "Die Menschen in Deutschland wollen guten Sport sehen, und dazu zähle ich auf jeden Fall das Boxen."
Zwölf bis 15 Millionen Euro jährlich soll Sauerland zuletzt von der ARD kassiert haben, im Sommer soll weiter verhandelt werden. Sollte es zum endgültigen Bruch kommen, könnte es auch mit einem anderen TV-Sender wie SAT.1 weitergehen. "Wir sind zu allen Seiten offen", sagte Sauerland-Geschäftsführer Frederik Ness.
Momentan kämpfen vier Weltmeister bei Sauerland - und der Boxstall ist noch lange nicht satt. Deswegen soll Abraham nach Wunsch von Promoter Wilfried Sauerland einen Vereinigungskampf mit IBF-Boxweltmeister Felix Sturm (35) im Berliner Olympiastadion bestreiten. "So ein Kampf muss in einer großen Arena stattfinden, sonst ist er nicht finanzierbar. Von der technischen Seite steht dem nichts im Wege, aber bis dahin ist noch viel Zeit", sagte Sauerland.
Sturm kontert
Am Freitag meldete sich auch Sturm provokativ via Twitter zu Wort - und legte eine bloße PR-Aktion Sauerlands angesichts der anstehenden TV-Verhandlungen nahe. "Bla, bla, bla, kann ich dazu nur sagen! Vertrag läuft aus und dann muss man natürlich Märchen erzählen, um sich interessant zu machen...", schrieb Sturm unter dem Hashtag "Dieser Kampf ist nicht mehr interessant".
Auch wenn der Kampf also noch weit weg scheint, so sollte er zumindest dazu dienen, dass sich Abraham für weitere Kämpfe vorher motivieren kann und seinen Gürtel behält. Am nötigen Willen scheint es ihm jedenfalls nicht zu fehlen: "Ich will dieses Jahr noch dreimal boxen. Das ist viel. Aber jetzt kann ich noch Gas geben."