Selbst ein Missgeschick hat Andrea Petkovic nicht von ihrem ersten Halbfinal-Einzug seit knapp elf Monaten abhalten können. Wenige Stunden vor ihrem 6:1, 5:7, 6:2 beim WTA-Turnier in Doha gegen die an Position vier gesetzte Favoritin Garbine Muguruza (Spanien) hatte sich die deutsche Nummer eins beim Training unglücklich mit dem Schläger ans Knie gehauen.
Die Schramme störte letztlich aber nicht: Dank einer bärenstarken Leistung darf Petkovic von ihrem siebten Einzel-Titel auf der Tour träumen. Die Weltranglisten-27. unterstrich auch gegen Wimbledon-Finalistin Muguruza ihre bestechende Form. "Das ist ein ganz spezieller Sieg für mich. Ich sehe, dass ich auf dem richtigen Weg bin", sagte Petkovic nach ihrem ersten Triumph über eine Top-5-Spielerin seit September 2013.
Nach 2:21 Stunden verwandelte sie auf dem Centre Court des Khalifa Tennis Complexes ihren zweiten Matchball und reckte erleichtert die Siegerfaust in den Abendhimmel. In ihrem ersten Halbfinale seit Charleston/USA im April 2015 trifft Petkovic am Freitag auf die ebenfalls ungesetzte Jelena Ostapenko (WTA-Nr. 88). Der Teenager aus Lettland setzte sich mit 6:4, 6:3 gegen Kerber-Bezwingerin Saisai Zheng (China) durch. "Jelena habe ich schon länger auf dem Radar. Sie ist eine gefährliche Gegnerin", warnte Petkovic vor der 18-jährigen Ostapenko.
Auch vom erneut böigen Wind ließ sich Petkovic, die am Ende des vergangenen Jahres in einer tiefen persönlichen und sportlichen Krise gesteckt hatte, im Duell mit Muguruza nicht beirren. Die Darmstädterin wirkte hochkonzentriert und konnte sich auf ihren stark verbesserten Aufschlag verlassen.
Petkovic profitiert von Fehlern
Besonders bei den langen Grundlinienduellen behielt die 28-Jährige, die seit dieser Saison mit Trainer Jan de Witt arbeitet, häufig die Oberhand. Gleich zweimal nahm Petkovic im ersten Durchgang Muguruza den Aufschlag ab und profitierte bei ihrem zweiten Satzball von einem Fehler der Spanierin, die sich danach wegen einer Oberschenkelverletzung bandagieren ließ. Fast hatte es den Anschein, als wolle die Nummer fünf der Welt aufgeben.
Doch wie verwandelt trumpfte die immer wieder ans Netz vorrückende Muguruza (22) danach auf und holte sich den zweiten Durchgang. Im entscheidenden Satz gelangen Petkovic aber zwei vorentscheidende Breaks zum zwischenzeitlichen 4:1. Nicht zuletzt, weil sie in den Schlüsselmomenten bei ihrer aggressiven Linie blieb. Ihren letzten Titel hatte die Fed-Cup-Spielerin im Februar 2015 in Antwerpen gewonnen.
Bereits am Dienstag war beim mit 2,82 Millionen Dollar dotierten Hartplatzturnier in Doha die topgesetzte Angelique Kerber (Kiel) in ihrem ersten Tour-Match seit dem Triumph bei den Australian Open Ende Januar gescheitert.