Alexander Zverev ist seinem Bruder Mischa nach einem hart erkämpften Viersatzsieg in die zweite Runde der US Open gefolgt. Der hochbegabte Tennis-Teenager aus Hamburg setzte sich im deutschen Duell mit Daniel Brands (Deggendorf) nach 2:36 Stunden in der New Yorker Mittagshitze 3:6, 6:1, 6:4, 7:6 (7:4) durch.
Am Tag zuvor hatte Qualifikant Mischa (29) in Flushing Meadows sein erstes Grand-Slam-Match seit sieben Jahren gewonnen. Ausgeschieden ist dagegen nach Dustin Brown (Winsen/Aller) auch Routinier Benjamin Becker (Orscholz), der gebürtige Saarländer unterlag dem früheren Finalisten Kei Nishikori (Japan/Nr. 6) 1:6, 1:6, 6:3, 3:6.
Ein Erfolg des Zweitgeborenen, der von aller Welt Sascha gerufen wird, war in der Zverev-Familie fest eingeplant gewesen, doch Lucky Loser Brands machte dem Jungstar das Leben schwer. Die ersten beiden Aufeinandertreffen hatte Brands gegen Zverev gewonnen, Bundestrainer Michael Kohlmann war sich sicher: "Das steckt in Saschas Hinterkopf."
Tatsächlich war Zverev zunächst sichtlich unzufrieden mit seinem Auftritt, er lamentierte und diskutierte mit dem Schiedsrichter. Der Gefühlsausbruch nach dem Break zum 3:2 im dritten Satz deutete an, wie sehr sich der 19-Jährige selbst unter Druck gesetzt hatte.
Seine Vorbereitung auf das letzte Grand-Slam-Turnier der Saison lief nicht wie geplant. Nach Wimbledon kassierte Zverev drei Erstrundenpleiten bei vier Turnieren, der lustlose Auftritt in seiner Heimatstadt brachte ihm Kritik von seinem Förderer Michael Stich ein, die kurzfristige Absage für die Olympischen Spiele in Rio zumindest indirekt einen Rüffel vom DTB.
"Ich kenne keinen Profi"
Bruder Mischa beruhigte die Gemüter. "Ich kenne keinen Profi, der in seiner Karriere ohne Kritik ausgekommen ist", sagte der 29-Jährige gelassen: "Ich weiß genau, dass er nicht völlig durchgeknallt oder ein schlechter Mensch ist. Ich mache mir keine Sorgen um ihn." Auch nicht in Runde zwei der US Open, wenn Alexander als Favorit auf den Briten Daniel Evans trifft. Mischa bekommt es bereits am Mittwoch mit dem US-Amerikaner Jack Sock zu tun.
Das Ziel, gemeinsam im Hauptfeld eines Majors zu stehen, haben die Brüder bereits erreicht. Für alles weitere ist in der Familie der junge Zverev zuständig. "Den Traum von Grand-Slam-Triumphen und der Nummer eins der Welt überlasse ich Sascha. Meine Zeit ist ja ein bisschen vorbei", sagte Mischa, der jahrelang von Verletzungen geplagt wurde.
Im Nationaltrikot könnte seine Zeit jedoch schneller wiederkommen, als gedacht. Dem Vernehmen nach wird Alexander für die Davis-Cup-Partie gegen Polen Mitte September in Berlin nicht zur Verfügung stehen, Mischa ist plötzlich ein Kandidat. "Mich hat schon seit Jahren keiner mehr gefragt, aber zumindest ein Einsatz im Doppel ist auf jeden Fall noch ein Ziel von mir", sagte Zverev, der 2009 zum einzigen Mal im deutschen Aufgebot gestanden hatte.