An den 18. Juni 2014 erinnert sich bei Alba Berlin niemand gerne. Es war der Tag, an dem sich Bayern München ausgerechnet in der Hauptstadt nach 59 Jahren wieder den Titel des deutschen Basketball-Meisters sicherte. Gut elf Monate nach der bitteren Finalpleite sind die "Albatrosse" vor dem Auftakt des Play-off-Halbfinals in der eigenen Arena heiß auf Revanche - und wollen den Meister stürzen.
"Dass wir zu Hause spielen, ist ein großer Vorteil. Auf dem ersten Spiel ist richtig Druck drauf. Wenn du das verlierst, ist der Heimvorteil, wofür man die ganze Saison geackert hat, weg", sagte Albas Manager Marco Baldi der Bild-Zeitung vor dem ersten Showdown am Sonntag (17.00 Uhr). Sollte es in der best-of-five-Serie tatsächlich zu fünf Begegnungen kommen, hätte Alba dank der besseren Platzierung in der Hauptrunde drei Heimspiele.
Die Saison der Berliner war mit bislang 66 Pflichtspielen (46 Siege) enorm kräfteraubend, nicht ohne Grund sprach Baldi vor dem Start der Play-offs "nur" vom Erreichen des Halbfinals als großem Ziel. Kein Wort von der Meisterschaft, von der aber zumindest die Spieler schon öffentlich träumten. Die Favoritenrolle schoben die Macher des ehemaligen Serienmeisters direkt an die Isar. Als "einzigen echten Favoriten" betitelte Baldi die Mannschaft von Ex-Bundestrainer Svetislav Pesic, weil "sie im entscheidenden Moment immer noch etwas zulegen können".
München in Berlin ohne Sieg
Allerdings: Die Rückreise aus Berlin traten die Münchner in dieser Saison immer mit einer Niederlage im Gepäck an. Sowohl zum Saisonauftakt im Champions Cup (68:76) als auch in der BBL-Hinrunde (80:83) und dem Pokal-Viertelfinale (69:74) setzte es in der Arena am Ostbahnhof Pleiten. "Alba ist eine sehr gute Mannschaft, aber wir sind auch nicht so schlecht", sagte Pesic nach dem 3:1-Sieg gegen die Frankfurt Skyliners im Viertelfinale trotzdem.
Während die Bayern schon in der ersten Runde eine Niederlage hinnehmen musste, zeigte der achtmalige deutsche Meister Berlin gegen Pokalsieger EWE Baskets Oldenburg eine starke Serie und setzte sich verdient mit 3:0 durch. Trainer Sasa Obradovic, einst Pesic-Schüler, hatte sich die Bayern sogar gewünscht, weil sie "der attraktivste Gegner" sind. Aber wohl auch der schwerste, denn die Münchner sind durch ihr frühes Aus in der Euroleague und dem Pokal am frischesten, verfügen zudem über die größte Erfahrung.
"Die werden uns provozieren"
"Die Bayern sind die gesamte Saison sehr souverän gewesen, auch wenn sie wie alle Teams Aufs und Abs hatten", sagte Berlins Nationalspieler Niels Giffey, der den Schlüssel zum Sieg unter anderem in der Arbeit um die Rebounds sieht: "Darauf wird es auch ankommen. Auf dem taktischen Level sind wir beide auf einer Ebene."
Obwohl sich die Spieler bestens kennen - immerhin spielte eine Vielzahl der Bayern bereits für Berlin - wird wie in der Vergangenheit kein Kuschelkurs gefahren. "Ich weiß genau, wie das unter Pesic läuft. Die werden uns provozieren", sagte Obradovic: "Es werden Ellenbogen und Knie fliegen. Es ist wichtig, dass wir auf keine Provokationen eingehen."