Hellas Verona gegen den AC Milan (15 Uhr im LIVE-TICKER) - das bedeutet Tradition und in dieser Saison tatsächlich mal wieder ein Spitzenspiel in der italienischen Serie A. Das liegt vor allem daran, dass sich Milan nach zwei Jahren Durststrecke wieder gefangen zu haben scheint und unter Neu-Coach Filippo ''Pippo'' Inzaghi zu einer der offensivstärksten Mannschaften der Liga geworden ist.
Schon unter Inzaghis Vorgänger und früherem Mitspieler Clarence Seedorf hatte es in der Rückrunde der letzten Saison bessere Ergebnisse gegeben. Allerdings verhinderte ein schlechtes Verhältnis des Holländers zur Mannschaft eine längerfristige Zusammenarbeit, sodass Vereinsidol Inzaghi, einer der erfolgreichsten Torschützen aller Zeiten in europäischen Wettbewerben und als Spieler 11 Jahre bei Milan tätig, vom Jugend- zum Profitrainer befördert wurde.
Abschied der teuren Stars - Mietspieler als neue Taktik
Vor allem fand mit jenem Inzaghi bei den Rotschwarzen endlich wieder ein offensiver, attraktiver Spielstil Einzug, obwohl der Klub mit Mario Balotelli den größten Star direkt vor der Saison noch schnell an den FC Liverpool verkaufte. Such sonst wurden mit Kaka, Kevin Constant, Urby Emanuelson, Antonio Nocerino und Robinho teure Altlasten vom Hof gejagt und dabei zum ersten Mal seit mehr als 20 Jahren ein Transferüberschuss erwirtschaftet - während fast alle Neuzugänge von europäischen Spitzenvereinen wie Chelsea (Torres, van Hinkel) und Real Madrid (Diego Lopez) ausgeliehen oder ablösefrei unter Vertrag (Menez, Alex/PSG) genommen wurden.
Diese Taktik passt zu Inzaghi. Er war schon als Spieler einer, der aus wenig viel machen konnte, und so sagte der Coach schon vor dieser Saison: ''Das ist hier für mich ein langfristiges Projekt. Irgendwann möchte ich den Verein abgeben und das geleistet haben, was Carlo Ancelotti erreicht hat.'' Kleine Fußstapfen sind das sicherlich nicht, denn der heutige Coach von Real Madrid gewann mit den Mailändern Mitte des letzten Jahrzehnts fast alles, was es zu gewinnen gab.
Die Mannschaft läuft für den Trainer
Vor allem zu Saisonbeginn überrollte ein mittlerweile wieder im offensiven 4-3-3-System auftretendes Milan die Gegner und erzielte in den ersten beiden Partien acht Treffer - wobei mit Fernando Torres und Stephan El Shaarawy die beiden vermeintlich stärksten Stürmer noch verletzt ausfielen. Ein kleiner Dämpfer in Form eines 0:1 gegen Meister Juventus wurde dann relativ souverän weggesteckt, bevor man sich vor allem gegen die Aufsteiger Empoli und Cesena eher schwer tat. Wichtig ist bei Milan nach der holperigen Vorsaison aber vor allem eins: Dass die Mannschaft hinter dem Coach steht.
''Wir würden für Pippo alles machen'', so Mittelfeldstar Michael Essien: ''Er erinnert mich an Ancelotti, der mich bei Chelsea gecoacht hat. Er vertraut uns und lässt uns neben dem von ihm gewünschten System immer mal wieder Dinge versuchen. Ich glaube, genau so muss man eine Mannschaft führen.''
Auch Vereinsgrande Silvio Berlusconi hält sich bislang merklich zurück - von einer leidenschaftlichen Ansprache für Team und Trainer vor dem Spiel gegen Cesena mal abgesehen. ''Ich glaube zwar, dass ich Pippo noch ein paar Tipps geben könnte, aber er weiß was er da macht. Und wir haben großes Vertrauen in ihn'', so der Besitzer des Klubs und ehemalige Ministerpräsident Italiens, der mittlerweile wieder voll von seinem Engagement überzeugt ist.
Für alle potenziellen Käufer 'seines' Vereins hatte Berlusconi deshalb eine klare Ansage parat: ''Ich werde Milan nie verkaufen. Weder an einen Italiener noch an einen Ausländer. Das ist wie ein Herz, dass ich nicht transplantieren werde.''
Defensivere Taktik für das internationale Geschäft
Die Leidenschaft ist zurück, doch sportlich muss sich das Team beweisen. Reicht eine gute Offensive für das internationale Geschäft? "Natürlich müssen wir defensiv stabiler werden. Wir können immer drei oder vier Treffer erzielen - wir dürfen nur nicht dauernd diese Unkonzentriertheiten zeigen und dadurch leichte Tore zulassen", erklärte Inzaghi.
Zu diesem Zweck hatte der Coach in den letzten Wochen auf ein kompakteres 4-2-3-1-System zurückgegriffen, in dem Mittelstürmer Torres von einer offensiven Dreierreihe bestehend aus Honda, Bonaventura und Menez unterstützt wird und Nigel de Jong und Andrea Poli die Zentrale zusammen halten.
Mit diesem Konzept soll es laut Inzaghi wieder mit dem europäischen Geschäft klappen. ''Unser Ziel muss sein, im nächsten Jahr wieder international zu spielen. Ob durch die Vordertür in der Champions League oder durch die Hintertür in der Europa League, das ist egal - aber ein Verein wie Milan gehört eben in den Europapokal.''
Der nächste Schritt auf diesem langen Weg soll also heute bei Hellas Verona, dem Ex-Klub von Hans-Peter Briegel, gemacht werden - verfolgen können Sie das Ganze ab 15 Uhr in unserem LIVE-TICKER.