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Eine erfahrene Abwehr, die höheren Ansprüchen genügt, ein starkes Mittelfeld um Diego und Jiracek und ein breit besetzter Sturm, der mit viel Qualität mitbringt lässt uns nicht zum Übertucheln neigen, aber zu dem Glauben, der VfL wird das Überraschungsteam der Saison und landet im besten Fall auf Platz drei - es sei denn
Absturzgefahr (Worst Case): Graue Wölfe im Mittelmaß (Platz 10)
es steht keine Mannschaft auf dem Platz. In der letzten Spielzeit liefen die Wölfe als führungsloses Rudel durch die gegnerischen Stadien. Drei Spiele konnten auswärts nur gewonnen werden, bei elf Niederlagen in der Fremde. Das bedeutete Platz 16 in der Auswärtstabelle. Der Kapitän (Christian Träsch) war mit sich selbst beschäftigt und überfordert, Diego geflohen, Lakic weggeschickt, Helmes erst verbannt, dann für die EM empfohlen. Die fehlende Hierarchie im Abwehrverbund haben wir schon angedeutet.
Sollte die Diva Diego erneut nicht nach Magaths Pfeife tanzen, dann entsteht schnell ein kreatives Loch im Mittelfeld. Der neue Wunderstürmer aus den Niederlanden, Bas Dost, schoss bei Heerenveen in 73 Spielen 53 Tore und wurde Torschützenkönig der vergangenen Saison in der Eredivisie. Doch Dost musste bei einem Waldlauf vom Co-Trainer gesucht werden, ist physisch noch nicht auf Bundesliganiveau.
"Er muss sich körperlich entwickeln und noch mehr einbringen, um in der Bundesliga erfolgreich zu sein", so Magath über den Niederländer im kicker. Durch den Ausfall von Helmes und den Rückstand von Dost liegen die Hoffnungen im Sturmzentrum auf Srdjan Lakic. Der wurde zwar von Magath ausdrücklich gelobt, hat sich aber auf gehobenem Niveau noch nicht beweisen können. Sollten diese Negativfaktoren zum Tragen kommen, wird der VfL trotz des qualitativ guten Kaders wieder zum grauen Wolf im Mittelfeld der Liga.
Was mich am VfL Wolfsburg begeistert
Michel Massing: Das Sprichwort: "Auch Rom wurde nicht an einem Tag erbaut" gilt nach dem sensationellen Titelgewinn 2009 nicht für den VfL Wolfsburg. Felix Magath zauberte damals No-Names wie Grafite und Edin Dzeko aus dem Hut und begeisterte die Liga mit Offensivfußball und dem Meistercoup. Der VfL ist das Brasilia, das Canberra der Bundesliga. Auf dem Reißbrett entstanden, nicht jedermanns Geschmack, aber auf jeden Fall eine besondere Geschichte. Da sind wir auch gleich beim Lieblings-Stichwort der Kritiker.
Dem Verein mangelt es an Geschichte und Charisma und die Niedersachsen seien nur dank der VW-Millionen in der Liga. Wenn man bedenkt, dass Schalke die beste Zeit seiner Vereinsgeschichte (Schalker Kreisel) in der Hitler-Ära erleben durfte, dann darf es doch wohl erlaubt sein, neue Geschichte schreiben zu wollen. Genau das wird in Wolfsburg gemacht. Architekt Magath entwirft sein persönliches Brasilia in der Autostadt am Mittellandkanal und hat sogar Erfolg damit. Wenn solche Visionen wahr werden können, dann ist Träumen erlaubt. Das gilt dann natürlich auch für die Schalker.
Was mich am VfL Wolfsburg nervt
Malte Asmus: Gut, man kann natürlich über fehlende Geschichte lamentieren. Aber was bringt Historie allein? Herzlich wenig, wie man am seit fast 25 Jahren erfolglosen HSV sieht. Der VfL Wolfsburg war dagegen immerhin 2009 Meister und das auch noch hochverdient. Doch danach? Gut, auf dem Höhepunkt des Erfolges war Magath gegangen. Doch sowohl die Mannschaft als auch die finanziellen Möglichkeit des VfL waren viel zu gut, als dass sie im Anschluss sofort in der Versenkung (8., 15. 8.) hätten verschwinden müssen.