Dietmar Beiersdorfer verliert keine Zeit. Ein Termin jagt den nächsten, Entscheidungen müssen getroffen und Konzepte umgesetzt werden. Die Mammut-Aufgabe Hamburger SV fordert den 50-Jährigen voll und ganz. "Ich habe keine Hobbys. Ich liebe meinen Beruf und habe ein glückliches Leben mit meiner Familie", sagt Beiersdorfer. Der Rest ist HSV.
An diesem Freitag ist Beiersdorfer offiziell 100 Tage im Amt als Vorstandsvorsitzender der neuen HSV Fußball AG. Und seit dem 9. Juli ist das Leben des Ex-Profis nur noch darauf ausgerichtet, den schwächelnden Bundesliga-Dino wieder nach oben zu führen - mit viel Fleiß, Geduld und noch mehr Millionen. "Wir müssen versuchen, den Tanker HSV wieder zu wenden", sagt der Steuermann des Fußball-Bundesligisten: "Aber wir haben alles an Bord, was wir brauchen, um das zu schaffen - wenn man genug Treibstoff hat."
Suche nach weiteren Investoren
Um wieder richtig Fahrt aufzunehmen, umgarnt der HSV nach seiner Umwandlung in eine Aktiengesellschaft weiter intensivst neue Investoren. "Wir sind der HSV. Wir haben nicht die besten Jahre hinter uns, aber wir werden alles dafür tun, gute Jahre vor uns zu haben", sagt Beiersdorfer vor der Partie gegen 1899 Hoffenheim.Gemeinsam mit Karl Gernandt, Aufsichtsratsvorsitzender der Hanseaten, sucht Beiersdorfer nach weiteren potenziellen Geldgebern neben dem umstrittenen Edelfan Klaus-Michael Kühne. "Man darf uns mit Recht kritisieren, wenn uns nichts gelingt", sagt Gernandt: "Wir befinden uns mitten in einem Dreijahresplan und wollen uns Stück für Stück weiter entschulden." Nur mit weiteren Millionen brechen an der Elbe wieder bessere Zeiten an: "Wir brauchen Geld. Moderner Fußball ist ohne Geld nicht erfolgreich zu gestalten."
Umbruch mit aller Macht
Den Umbruch treibt Beiersdorfer mit aller Macht voran. Die Mannschaft bekam unter anderem durch die Transfers von Lewis Holtby, Nicolai Müller und Valon Behrami einen neuen Anstrich, Manager Oliver Kreuzer musste gehen, dafür holte Beiersdorfer in Bernhard Peters (Direktor Sport) und Peter Knäbel (Direktor Profifußball) weitere Fachleute in den Klub. Im November nimmt der neue Finanzvorstand Frank Wettstein seine Arbeit auf. Zudem wurde Trainer Mirko Slomka nach einem enttäuschenden Saisonstart entlassen und durch Joe Zinnbauer ersetzt.Die Weichen sind gestellt, jetzt muss nur noch der Erfolg her. "Wir sind da, um Spiele zu gewinnen. Dann kann man schön leben in Hamburg - sonst macht alles keinen Spaß", sagt Beiersdorfer, der gesteht, während der Relegation im Kampf gegen den Abstieg in der Vorsaison gegen die SpVgg Greuther Fürth als Zuschauer von einem "Ganzkörperkrampf" geschüttelt worden zu sein.
"Ich habe unterschätzt, wie sehr die vergangene Saison allen noch in den Knochen steckte", sagt Beiersdorfer über seinen Neustart beim HSV und wirbt bei seiner Mission, den HSV wieder zu altem Glanz zu führen, um Geduld: "Es werden nicht alle Entscheidungen richtig sein, aber ich denke, dass wir mehr richtige als falsche Entscheidungen treffen werden." Es ist eine Mammut-Aufgabe. Aber Beiersdorfer verliert keine Zeit.