Etwas unkomplizierter hätte die erste Europareise für die Adler Mannheim ruhig sein dürfen. "Die Flugsituation ist nicht ganz trivial", erklärt Geschäftsführer Daniel Hopp vor dem anstehenden Trip ins weißrussische Grodno. Entlegen, im Dreiländereck mit Polen und Litauen, beginnt für den deutschen Eishockey-Meister die neue Saison in der Champions Hockey League (CHL). Der Klub hat sich für einen Charterflieger entschieden.
Für Hopp (34), Macher in Mannheim und Aufsichtsrat der Deutschen Eishockey Liga (DEL), hat die zweite Auflage des neuen Wettbewerbs einen so hohen Stellenwert, dass die Adler zusätzliche Kosten in Kauf nehmen. "Die CHL ist eine ganz wichtige Entwicklung. Ein Upgrade für unsere Meisterschaft", betont der Sohn von SAP-Gründer Dietmar Hopp.
Natürlich ist König Fußball das Vorbild für den im Vorjahr eingeführten Europapokal - der Name der so erfolgreichen Champions League wurde quasi übernommen. Von der Aufmerksamkeit, die dieser seit vielen Jahren zuteil wird, ist die Königsklasse im Eishockey aber weit entfernt.
Das soll sich ändern. Alle 24 Vorrundenpartien der sechs deutschen Teilnehmer - neben Mannheim sind die Eisbären Berlin, der ERC Ingolstadt, die Krefeld Pinguine, die Düsseldorfer EG und Red Bull München dabei - werden bei laola1.tv online im Livestream gezeigt. Sieben Spiele kommen bei Sport1, auch der Auftritt der Mannheimer bei Neman Grodno (Freitag, 18.00 Uhr).
"Haben einen Exoten gezogen"
"Wir haben einen absoluten Exoten gezogen", weiß Hopp. Aber es sind noch mehr Unbekannte dabei, Ingolstadt spielt etwa gegen Braehead Clan aus Glasgow, die Fans können sich laut Geschäftsführer Claus Gröbner schon auf "Whiskey-Tasting in Schottland" freuen.
Es geht nicht nur um den Spaß der Zuschauer, die Klubs nehmen die CHL ernst. Eine Bilanz wie bei der Premiere, als die DEL-Teams geschlossen in der Gruppenphase scheiterten, soll es nicht wieder geben. "Wir alle haben das Ziel, uns für die K.o.-Phase zu qualifizieren", sagt Hopp stellvertretend.
Im neuen Modus kommen jeweils zwei Teams aus 16 Dreiergruppen weiter, statt 44 nehmen 48 Mannschaften teil. Martin Baumann, CHL-Geschäftsführer, würde lieber auf 32 reduzieren. "Ich möchte die Champions haben", sagt der Schweizer. Dass Klubs wegen ihrer CHL-Lizenz antreten, obwohl sie in der Liga nicht in den Play-offs waren, sei der falsche Weg: "Das versteht kein Fan."
"Deutschland spielt entscheidende Rolle bei Entwicklung der CHL"
Baumann will eine sportliche Qualifikation, und natürlich sollen auch die Vereine aus der starken russischen KHL mitmachen. Bislang gibt es keine Einigung. "An uns liegt es nicht", sagt Baumann: "Es braucht immer zwei für einen Tanz."
Die KHL mit Spitzenklubs wie Dynamo Moskau oder SKA St. Petersburg wäre eine Bereicherung. Denn der aktuelle Status seines Wettbewerbs reicht Baumann nicht aus. "Es kann nicht sein, dass wir das beste Vorbereitungsturnier auf die Saison sind", sagt der CEO. Die DEL beginnt, wenn die CHL-Vorrunde vorbei ist.
Die Bedeutung der DEL-Klubs hebt Baumann hervor - wegen der Fans und der Infrastruktur. "Deutschland spielt eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung der CHL. In der ersten Saison hatten drei Klubs im Schnitt mehr als 5000 Zuschauer: die Eisbären Berlin, die Adler Mannheim und die Hamburg Freezers."